Raloff, Georg

Raloff, Georg

* 09.04.1902 in Altona

† 01.10.1965 in Hamburg

Kaufm. Angestellter, Prokurist, Behördenangestellter

– SAJ, SPD 1919–1933, Distriktsführer, Mitglied des Landesvorstandes, Reichsbanner, SPD 1945, MdBü

– 6 Wochen Schutzhaft Hamburg 1933 wg. Landesverrat und Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Meitmann und Genossen)

– Polizeiaufsicht,Verlust des Arbeitsplatzes, Berufsverbot

Leben und Werk

Georg Raloff wuchs in einer Eimsbütteler Familie auf, in der beide Eltern und alle sechs Söhne aktive Sozialdemokraten waren. Wie Georg ("Schorsch") wurden auch seine Brüder Karl, Heinrich, Friedrich, Max und Gottlieb von den Nationalsozialisten entlassen oder um ihre berufliche Zukunft gebracht. Karl war aus dem Ersten Weltkrieg als Arbeiter- und Soldatenrat zurückgekehrt. Später wurde Karl Raloff in den Reichstag gewählt und führte das Reichsbanner in Hannover. Unmittelbar nach der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz musste er vor der Gestapo in Deutschland untertauchen, bis ihm später die Flucht nach Dänemark und anschließend nach Schweden gelang.

Georg Raloff begann 1917 eine kaufmännische Ausbildung bei einer Getreidehandelsfirma. Ab 1929 war er dort als Handlungsbevollmächtigter, später als Prokurist und schließlich als Teilhaber tätig. Dann wechselte er zum "Hamburger Echo” als kaufmännischer Angestellter. Frühzeitig war er zur Arbeiterjugend gekommen, 1919 trat er in die SPD ein. Bis 1933 war er als Funktionär in Eimsbüttel tätig. Er gehörte dem Reichsbanner an und war Mitglied im Arbeitersportverein "Fichte" in Eimsbüttel.

Am 16. Juni 1933 wurde Raloff in den Räumen des "Hamburger Echos" in der Fehlandstraße mit dem dort tagenden Hamburger SPD-Vorstand verhaftet. Auch er bekam die gegenüber vielen Verhafteten angewandte Brutalität der Nationalsozialisten zu spüren. Bei den Vernehmungen im Stadthaus, dem Polizeigebäude an der Stadthausbrücke, wurden ihm sechs Zähne ausgeschlagen. Der Vorwurf des Landes- und Hochverrats wurde schließlich fallen gelassen, so dass Georg Raloff am 30. Juli 1933 aus der Schutzhaft in Fuhlsbüttel entlassen wurde. Bis Ende 1933 führte die Gestapo bei ihm wiederholt Hausdurchsuchungen durch, dabei wurde insbesondere seine Bibliothek mit über 400 wissenschaftlichen Werken beschlagnahmt. Längere Zeit stand er unter Polizeiaufsicht.

Friedrich, der sich 1943 freiwillig zur Wehrmacht meldete, um nicht als Richter zum Sondergericht Kiel versetzt zu werden, kam ums Leben. Alle anderen Brüder beteiligten sich nach dem Zweiten Weltkrieg am demokratischen Aufbau Deutschlands. Karl wurde Attaché an der Deutschen Botschaft in Kopenhagen, wo ihm zu Ehren eine Gedenkplakette angebracht worden ist. Heinrich wurde als Rechtsanwalt zugelassen. Max war Vorstandsmitglied einer Versicherungsgesellschaft sowie Vorsitzender der Bezirksversammlung Hamburg-Nord, und Gottlieb arbeitete als Senatsdirektor in der Jugendbehörde.

Georg Raloff wurde wegen seiner besonderen Fachkenntnisse schon 1945 in die Leitung der Außenhandelsorganisation für Saatgut berufen. Von 1946 bis zu seinem Tod gehörte er der Hamburgischen Bürgerschaft an. In Steilshoop wurde der "Georg-Raloff-Ring" nach ihm benannt.
Literatur:
Helga Kutz-Bauer/ Max Raloff: Aufstieg durch Bildung. Eine sozialdemokratische Erfolgsgeschichte, Bonn 2012, http://library.fes.de/pdf-files/historiker/09112.pdf; FuD, S. 118f; Echo-Versammlung, S. 52; Verfolgung S. 50ff

HM

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