Remmele, Adam

Remmele, Adam

* 26.12.1877 in Altneudorf/Odenwald

† 09.09.1951 in Freiburg im Breisgau

Müller, Gewerkschaftssekretär, Vorstandsmitglied im Zentralverein der
Konsumvereine, selbstständiger Kaufmann, Hauptgeschäftsführer der Konsumvereine

– SPD 1894–1933, Landtagsabgeordneter, Minister und Staatspräsident in Baden, MdR, SPD ab 1945, Mitglied des Wirtschaftsrates der Bizone

– 10 Monate KZ Hamburg und Heuberg/Baden 1933, Schutzhaft 1944 (Gewitteraktion)

Leben und Werk

Adam wurde als Sohn eines Müllers in einfachen Verhältnissen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule verließ er im Alter von 13 Jahren seinen Heimatort, um in Ludwigshafen den Beruf des Müllers zu erlernen. Nach der Gesellenprüfung begab er sich auf Wanderschaft. Um die Jahrhundertwende kehrte er nach Ludwigshafen zurück. 1894 wurde er Mitglied der SPD. Auch in die Gewerkschaft trat er frühzeitig ein und mit 21 Jahren hatte er in der Partei und in der Gewerkschaft bereits Ämter übernommen. So engagierte er sich im Aufsichtsrat des örtlichen Konsumvereins. 1903 wurde er Leiter des neu geschaffenen Arbeitsamtes, wobei seine Tätigkeit bald die Unterstützung des Oberbürgermeisters fand. Zwei Jahre später wechselte Remmele in die Hauptverwaltung des Mühlenarbeiter-Verbandes nach Altenburg in Thüringen, kehrte jedoch 1908 zurück nach Mannheim und wurde Redakteur bei der "Volksstimme".

Remmele, der seit 1911 dem Mannheimer Stadtrat angehörte und in die Kreisversammlung gewählt wurde, zählte nach der Revolution von 1918 zu den führenden SPD-Politikern in Baden. Er wurde Vizepräsident der badischen Nationalversammlung und amtierte von April 1919 bis 1929 als Innenminister, anschließend bis 1931 als Justizminister. 1922/23 und 1927/28 übte er in Personalunion das Amt des Staatspräsidenten aus. Zusätzlich fungierte er 1925/26 sowie von 1929 bis 1931 als Kultusminister. 1928 kandidierte er erfolgreich für den Reichstag. Persönliche Diffamierungen durch rechtsgerichtete Kreise veranlassten ihn, seine Ministerämter am 30. Juni 1931 niederzulegen. Remmele verzog 1932 nach Hamburg und wurde Vorstandsmitglied des Zentralverbands deutscher Konsumvereine.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Remmele Ende März 1933 die Ministerpension aberkannt. Obwohl nicht mehr in Baden ansässig, wurde er, nach seiner aus politischen Gründen erfolgten Verhaftung am 4. Mai 1933, neun Tage später nach Karlsruhe gebracht und dort mit früheren Parteifreunden inhaftiert. Am 16. Mai 1933 wurden die Sozialdemokraten demonstrativ auf einem offenen Lastwagen durch die Stadt gefahren und in das KZ Kislau überführt. Die Nationalsozialisten verspotteten insbesondere Remmele, indem das Lied "Das Wandern ist des Müllers Lust …" am Lagertor gespielt werden musste. Als Ende Juli 1933 Remmeles Ehefrau verstarb, lehnte der neue Innenminister eine Beurlaubung zur Beerdigung ab. Allerdings gewährte ihm der Lagerkommandant 14 Tage Hafturlaub auf Ehrenwort. Die gegen Remmele geführte Verleumdungskampagne führte nicht zu einem Prozess, so dass er ohne Verurteilung nach zehnmonatiger Haft am 9. März 1934 freigelassen wurde.

Remmele begab sich erneut nach Hamburg und schlug sich mit einem Versandgeschäft für Kaffee, Tee und Kakao durch. Die badische NS-Regierung gewährte ihm schließlich ein monatliches Übergangsgeld in Höhe von 250 RM. Im Juli 1943 wurde Remmele ausgebombt und zog nach Niedersachsen. Unmittelbar nach Kriegsende kehrte er nach Hamburg zurück und engagierte sich beim Wiederaufbau der Konsumvereine in Deutschland. Er gehörte dem Vorstand des Zentralverbandes der Konsumvereine und dem Vorstand der Volksfürsorge an.

Die Stadt Karlsruhe ehrte Remmele 1948 durch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde. An dem Geburtshaus von Remmele wurde 1956 eine Gedenktafel angebracht.

Literatur: Andreas Cser: Vom Altneudorfer Müllergesellen zum badischen Staatspräsidenten, Adam Remmele, in: Schönauer Geschichtsblätter 3, (1983), S. 25-36; Autobiographischer Bericht "Wie es einst war", wiederabgedruckt in: "Wie wir den Weg zum Sozialismus fanden", Erinnerungen badischer Sozialdemokraten, hrsg. von Jörg Schadt, Stuttgart 1981, S. 56-62; FuD, S. 120f; HB, Bd. 6, S. 259ff.

HM

Kommentare sind geschlossen.