Pöhls, Walter


Pöhls, Walter

* 28. Jun. 0909,
† 15. Jan. 1971

Tischler, Kunstmaler, Bürgerschaftsabgeordneter

 – SAJ 1924, SPD 1927

 – 2Jahre Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat

 – Bewährungsbataillon 999,

 – nach 1945: Distriktsvorsitzender in Barmbek-Nord,

 – Mitglied der Bürgerschaft

Leben und Werk

Walter Pöhls absolvierte nach dem Besuch der Volksschule er eine vierjährige Ausbildung zum Tischler. Anschließend studierte er bis Anfang 1931 sechs Semester Raumkunst an der Landeskunstschule Hamburg. Sein Ziel war es, Architekt zu werden.
Walter Pöhls trat 1924 der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) bei und wurde drei Jahre später Mitglied der SPD. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehörte er zu dem Kreis von SAJ-Aktivisten in Eimsbüttel um Julius Willemsen und Friedrich Börth, der nicht nur versuchte, den organisatorischen Zusammenhalt aufrechtzuerhalten, sondern auch illegale Schriften verteilte und im November 1934 unter dem Titel „Vorwärts und nicht vergessen“ eine eigene Broschüre herausgab. Nachdem die ersten Verhaftungen bereits im Januar 1935 erfolgt waren, wurde Walter Pöhls am 7. Mai 1935 von der Gestapo abgeholt und ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel gebracht. In dem Prozess gegen „Hencke und Genossen“ war er nach Julius Willemsen, Jahrgang 1907, mit 26 Jahren der älteste Angeklagte. Der jüngste, Werner Korupp, war 19 Jahre alt. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurden die zwölf Angeklagten insgesamt zu 25 Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, Pöhls erhielt 2 Jahre Zuchthaus.
Walter Pöhls verbüßte seine Strafe im Zuchthaus Fuhlsbüttel, im Strafgefangenenlager Börgermoor und im Zuchthaus Freiendiez bei Limburg an der Lahn. Hier wurde er am 8. Mai 1937 entlassen. Seine Ausbildung zum Architekten, die er als Volontär abbrechen musste, konnte er nicht wieder aufnehmen. Pöhls arbeitete nach seiner Entlassung zunächst als Tischlergeselle und versuchte dann, sich als Kunstmaler eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Die dazu notwendige Zulassung bei der Reichskammer der bildenden Künste wurde ihm allerdings versagt. Auf seinen Einspruch hin wurde er schließlich Ende 1940 als Maler zugelassen.
Walter Pöhls gehörte zu den jungen Männer die aufgrund ihrer politischen Vorstrafe für wehrunwürdig erklärt wurden und erst später, als die Wehrmacht dringend neue Soldaten benötigte, zu den berüchtigten Bewährungsbataillonen eingezogen wurden. Diese Einheiten kamen bei besonders gefährlichen Militäroperationen zum Einsatz und verzeichneten große Verluste. Pöhls diente ab November 1942 im Bewährungsbataillon 999 und kam im April 1943 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Januar 1946 kehrte er zurück nach Hamburg.
Walter Pöhls setzte seine Tätigkeit als Kunstmaler fort, geriet aber wie viele Künstler nach der Währungsreform in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Politisch engagierte er sich wieder in der SPD. Von 1958 bis 1968 führte er den Vorsitz im Distrikt Barmbek-Nord und gehörte damit dem Kreisvorstand in Hamburg-Nord an. Von 1961 bis zu seinem Tod war er Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft. Sein Arbeitsschwerpunkt lag im Kulturausschuss. Walter Pöhls gehörte zu den wenigen Verfolgten seiner Generation, die ein Bürgerschaftsmandat errangen. Vor 1933 waren sie noch zu jung gewesen, um sich politisch zu profilieren, nach 1945 mussten sie sich – gezeichnet von Verfolgung und Kriegsdienst – zunächst beruflich etablieren.
Walter Pöhls starb am 15. Januar 1971 in Hamburg.
Literatur:
Verfolgung S. 100f

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