Mendel, Max* 19.05.1872 in Hamburg † 10.08.1942 im KZ Theresienstadt Kaufmann, Genossenschafter, Politiker |
– SPD ab ca. 1900 – deportiert ins KZ Theresienstadt 19.7.1942 – rassisch und politisch Verfolgter |
Leben und Werk
Max Mendel wurde als Sohn eines jüdischen Großhandelskaufmanns in Hamburg geboren. Er besuchte das Realgymnasium des Johanneums, das er 1886 wegen eine Hüftgelenkerkrankung verlassen musste. Er erhielt Privatunterricht und wurde Buchhalter im väterlichen Betrieb. Darüber hinaus studierte er mehrere Semester Volkswirtschaft und Sozialwissenschaft in Berlin.
Ende der 1890er Jahre kam Mendel zur Arbeiterbewegung. Zunächst wurde er Mitglied des sozialdemokratisch orientierten Zentralverbands der Handlungsgehilfen und -gehilfinnen Deutschlands. Der kaufmännisch versierte Mendel engagierte sich in der Genossenschaft "Konsum-, Bau- und Sparverein ‚Produktion’". Bereits 1900, ein Jahr nach der Gründung, wurde er in den Aufsichtsrat gewählt. Dem Vorstand gehörte er von 1909 bis 1928, ab 1921 als Vorsitzender, an. Auch der aus steuerrechtlichen Gründen gebildeten Handelsgesellschaft "Produktion" stand er vor. Mendel gehörte mehreren Aufsichtsräten gemeinwirtschaftlicher Unternehmen an, darunter ab 1913 dem Aufsichtsrat der Großeinkaufs- Gesellschaft Deutscher Konsumvereine (GEG) und ab 1920 dem Aufsichtsrat der Volksfürsorge.
Obwohl kein genaues Eintrittsdatum vorliegt, dürfte sich Mendel frühzeitig der SPD angeschlossen haben. Von 1921 bis 1925 gehörte er als sozialdemokratischer Vertreter der Finanzdeputation an. Am 25. März 1925 wurde er in den Hamburger Senat gewählt, zuständig für das Ressort Handel, Schifffahrt und Gewerbe, das er sich als stellvertretender Präses mit dem nationalkonservativ eingestellten Senator Wilhelm Burchard-Motz von der Deutschen Volkspartei teilte.
Innerhalb der Genossenschaft unterlag er 1928 einem Richtungsstreit, bei dem auch antisemitische Tendenzen eine Rolle spielten. Möglicherweise gab seine jüdische Herkunft beim Rückzug aus dem Senat den Ausschlag. Mit Mendel und dem anerkannten Senator Carl Cohn von der Deutschen Demokratischen Partei schieden am 28. Juni 1929 die beiden letzten jüdischen Politiker aus dem Hamburger Senat aus.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sah sich Mendel der Verfolgung durch inszenierte Korruptionsvorwürfe über seine Tätigkeit bei der "Produktion" ausgesetzt. Obwohl ein Schiedsgericht die Anschuldigungen verwarf, musste Mendel bezüglich der weiteren Pensionszahlung einen Vergleich akzeptieren. In den folgenden Jahren wurde die Pension immer weiter gekürzt, bis die Zahlungen ganz eingestellt wurden. Auch die von den Nationalsozialisten betriebene Abschaffung des Ruhegehalts für die nach der Revolution von 1918 gewählten Senatoren führte zu finanziellen Einbußen. Mendel erhielt ein Übergangsgeld, dessen Zahlung 1938 nicht verlängert wurde. Ihm blieb nur der gesetzliche Teil aus der Pensionskasse des Zentralverbands Deutscher Konsumvereine, in die er eingezahlt hatte.
Mendel war weiteren Demütigungen ausgesetzt. So musste er seine große Wohnung in der Hammer Landstraße 59 aufgeben und in eine kleinere 3-Zimmer-Wohnung nach Altona, Breite Straße 45, ziehen. Als kranker Mann wurde er am 19. Juli 1942 mit seiner zweiten Frau und anderen Angehörigen nach Theresienstadt deportiert. Die Wohnung wurde versiegelt, die wertvolle Einrichtung später ohne Wissen der Erben versteigert. Der Verbleib des Erlöses ist nicht bekannt.
An den im KZ Theresienstadt verstorbenen Senator und überzeugten Genossenschafter erinnert seit 1964 die Mendelstraße in Hamburg- Lohbrügge.
Literatur: Max Mendel, Josef Rieger: Die "Produktion" in Hamburg. Geschichte einer genossenschaftlichen Verbrauchervereinigung von der Gründung bis zum fünfundzwanzigsten Geschäftsabschluß, Hamburg 1924; Werner Jochmann: Max Mendel, in: Der Untergang der Hamburger Juden. Gedenkveranstaltung des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg, der jüdischen Gemeinde, des europäischen B’nai B’rith sowie der Joseph-Carlebach-Loge am 2. Oktober 1983 im Haus der Patriotischen Gesellschaft, hrsg. von der Staatlichen Pressestelle Hamburg, Hamburg 1984, S. 28-30; Ulrich Bauche: Max Mendel 1872-1942, in: Peter Freimark/ Arno Herzig (Hrsg.): Die Hamburger Juden in der Emanzipationsphase 1780-1870, Hamburg 1989, S. 299-311; FuD, S. 106f; HB, Bd. 1, S. 201f.
HM