Mayer, Erna (geb. Lange)

Mayer, Erna (geb. Lange)

* 14.09.1912 in Altona

†  ?

kaufm. Angestellte, Sozialfürsorgerin

– ISK 1930–1933, SPD ab 1945, Kreisfrauenleiterin

– 5 Wochen Haft KZ Fuhlsbüttel 1936 wg. Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Prawitt und Genossen)

– illegal in Berlin Juli bis September 1936, Emigration in die Schweiz

Leben und Werk

Erna Lange wuchs in einer armen und kinderreichen Familie auf. Nach dem Besuch der Volksschule war sie zwei Jahre in einem Haushalt beschäftigt und begann dann eine Ausbildung als kaufmännische Angestellte. In ihrem Beruf war sie nur noch kurze Zeit tätig. Erna Lange, die schon als Jugendliche zusammen mit Hellmut Kalbitzer einer Jugendgruppe des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) angehört hatte, beteiligte sich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten an der illegalen Tätigkeit ihrer Partei. Um unerkannt im Widerstand arbeiten zu können, wechselte sie den Beruf und den Wohnort. 1933 nahm sie in der vegetarischen Gaststätte (Vega) Köln eine Arbeit auf. Die Vega wurde von ISK-Leuten betrieben. Die Mitarbeiter hatten Anspruch auf freie Wohnung und Verpflegung sowie auf ein geringes Taschengeld. Der aus dem Gaststättenbetrieb erwirtschaftete Gewinn wurde zur Finanzierung der illegalen Arbeit verwendet. Erna Lange kam später zurück nach Hamburg und arbeitete in der 1934 an der Börsenbrücke eröffneten Vega. Hier war sie bis Anfang 1936 tätig. Dann nahm sie wieder eine Beschäftigung als kaufmännische Angestellte auf.

Erna Lange wurde am 7. April 1936 von der Gestapo unter dem Verdacht der illegalen politischen Betätigung verhaftet und bis zum 12. Mai 1936 im KZ Fuhlsbüttel gefangen gehalten. Als sie eine erneute Verhaftung befürchtete, tauchte sie am 26. Juni 1936 unter. Sie begab sich nach Berlin. Hier wurde sie von ISK-Mitgliedern aufgenommen. Nach einem Aufenthalt von jeweils mehreren Wochen wechselte sie das Versteck. Bis Ende Juli 1936 wohnte sie bei Jupp Kappius, anschließend bei Julius Philippson und von Ende August bis Ende September bei Alfred Kubel. Kubel, der später Ministerpräsident in Niedersachsen wurde, beteiligte sich während der Olympischen Spiele im August 1936 an spektakulären Aktionen. Bei Aufmarsch der Sportler warf er Flugblätter aus der Toilette im obersten Stockwerk eines Kaufhauses.

Von Kubels Berliner Wohnung aus floh Erna Lange am 27. September 1936 in die Schweiz. In der Emigration war sie für die Schweizer Arbeiterhilfe tätig. Über Erna Lange gelang es den in Hamburg verbliebenen ISK-Mitgliedern um Emmi und Hellmut Kalbitzer während des Krieges, Kontakt zur Londoner ISK-Führung herzustellen. Als sich Kalbitzers Mutter 1941 wegen einer Tbc- Behandlung in der Schweiz aufhielt und der Vater sie besuchen konnte, nutzte dieser die Gelegenheit, um in Zürich Kontakt mit Erna Lange aufzunehmen. Gemeinsam informierten sie London darüber, dass in Hamburg weiterhin Kontaktpersonen für die illegale Arbeit zur Verfügung standen. Tatsächlich wurde die Verbindung später genutzt. Änne Kappius, die sich mit ihrem Mann Jupp ebenfalls in die Schweiz abgesetzt hatte, reiste von Anfang 1944 an mehrmals illegal nach Deutschland. Dabei kam sie auch nach Hamburg. Ihr Ehemann Jupp sprang im Herbst 1944 aus England kommend mit dem Fallschirm über dem Ruhrgebiet ab. Aus seinem Versteck heraus nahm er Verbindung mit Hellmut Kalbitzer auf.

Erna Lange kehrte im August 1945 gemeinsam mit Klaus Mayer, den sie im darauf folgenden Monat heiratete, aus der Emigration zurück nach Hamburg. Sie engagierte sich in der SPD und kandidierte bei der ersten Bürgerschaftswahl 1946 im Wahlkreis 16 (Harvestehude, Rotherbaum, Eimsbüttel). Mehrere Jahre war sie Deputierte der Sozialbehörde.

Erna Mayer, die während der NS-Zeit ausgebürgert worden war, verzichtete im September 1949 auf die deutsche Staatsangehörigkeit. Am 30. Januar 1950 wanderte sie mit ihrem Mann und ihrem zweijährigen Sohn nach Australien aus.
Literatur:
FuD, S. 101f

HM

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