Markmann, Wilhelm

Foto Markmann, Wilhelm

Markmann, Wilhelm

* 13.05.1908 in Hamburg

Bautischler

- SPD 1927–1933, Bezirkskassierer, Reichsbanner,
SPD ab 1945

- 10 Monate 20 Tage KZ Fuhlsbüttel Untersuchungshaft
Hamburg 1935, 1 Jahr 1,5 Monate Zuchthaus Rendsburg 1935–1937
wg. Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Kessler und
Genossen), 2 Jahre 6 Monate Bewährungsbataillon

- Ehrverlust, Polizeiaufsicht, Berufsschaden

Leben und Werk

Der Sohn eines Hafenarbeiters entstammt einer sozialdemokratischen Familie aus Altona. Wilhelm Markmann und seine Schwester Anni hatten von frühester Jugend an Kontakt zu sozialdemokratischen Organisationen und Einrichtungen. Nahezu selbstverständlich trat auch Wilhelm 1927 der SPD bei. "Es war der 6. Bezirk des 1. Distrikts in der Großen Brauerstraße 27. Er umfasste den Bereich Palmaille und Königstraße", erinnert sich der gestandene Sozialdemokrat heute. Nach der Schule hatte Wilhelm eine Ausbildung als Tischler angefangen und arbeitete seit April 1927 bei den Bahrenfelder Margarinewerken A. L. Mohr. In seiner Freizeit unternahm der junge Mann Ausflüge mit Genossinnen und Genossen in die nähere Umgebung. Es wurde gezeltet, gesungen oder man schulte sich an den sozialistischen Klassikern und bereitete politische Aktionen gegen die Nationalsozialisten vor. Bald übernahm Wilhelm Markmann das Amt des Bezirkskassierers. Dadurch lernte er alle Genossinnen und Genossen des Bezirks persönlich kennen, erfuhr etwas über ihre Sorgen und Nöte und konnte mit ihnen über die neueste politische Entwicklung reden.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten stellten viele aktive Altonaer Sozialdemokraten ihre politische Arbeit nicht ein - trotz der Gefahr für Leib und Leben, die damit verbunden war. Auf geheimen Treffen, an denen der SPD-Bezirksführer Fritz Kessler, der SPD-Distriktsführer und Altonaer Stadtverordnete, Gustav Herrmann, der Kameradschaftsführer im Reichsbanner, Harry Imbeck, und weitere Genossen teilnahmen, wurde über die zukünftige illegale Arbeit beraten und der Aufbau neuer Organisationsstrukturen verabredet. Auch Wilhelm Markmann zögerte nicht, sich weiterhin für die Sozialdemokratie zu engagieren. Er verteilte in seinem Bezirk, in dem er die Hauskassierung durchgeführt hatte, Flugblätter und Broschüren, die über die Machenschaften des NS-Regimes informierten. Um die illegalen Publikationen zu finanzieren, verkaufte Wilhelm kleine Wertmarken. Das so gesammelte Geld kam neben dem Erwerb des Materials auch Familien von Inhaftierten zugute, die oft keinerlei Unterstützung erhielten und nur auf die Hilfe von Genossen angewiesen waren.

Die Arbeit der Altonaer Gruppe blieb über anderthalb Jahre unentdeckt. Im Dezember 1934 wurden die ersten Sozialdemokraten von der Gestapo verhaftet. In der Nacht vom 2. auf den 3. Januar 1935 holte die Gestapo auch Wilhelm Markmann aus seiner Wohnung und brachte ihn in die Polizeiwache Heiliger Geist in der Eimsbüttler Straße. Von dort transportierte ihn die Gestapo ins Hauptquartier an der Stadthausbrücke und schließlich ins KZ Fuhlsbüttel, wo man ihn wochenlang in Eisen ans Bett fesselte. Im April 1935 wurde er zur Untersuchungshaft in das Gefängnis am Holstenglacis verlegt. In Briefen, die Wilhelm Markmann aus der Untersuchungshaft schreiben durfte, war er bestrebt, seinen Verwandten, insbesondere seiner Mutter, die Sorgen um seine Person zu nehmen. "Leider musste ich wieder feststellen, dass Mutter sich die Sache viel zu sehr zu Herzen nimmt, denn so gefährlich ist es nicht, wenn ich hier sitze, bin ich noch lange kein Verbrecher und wegen dem kleinen Verbrechen kann die Strafe nicht so gefährlich werden", schrieb er nach zehn Monaten Haft am 3. November 1935 an seine Schwester.

Am 26. November 1935 verurteilte das Berliner Kammergericht Wilhelm Markmann wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren Zuchthaus, die er bis zum 7. Januar 1937 im Gefängnis Altona absitzen musste. Nach seiner Entlassung fand Markmann wieder Arbeit als Tischler, stand aber noch ein Jahr unter Polizeiaufsicht. Am 13. November 1942 wurde Wilhelm Markmann, den die Nationalsozialisten zunächst als wehrunwürdig eingestuft hatten, zur Strafeinheit Bewährungsbataillon 999 eingezogen. Als "Gefangener in Uniform", so Wilhelm Markmann, musste er in Griechenland und auf dem Balkan für die Wehrmacht kämpfen. Infolge einer Verwundung und starker Erfrierungen, die eine Amputation mehrerer Zehen nach sich zogen, traf Markmann am 5. April 1945 wieder in Hamburg ein. Eine Klage auf Entschädigung für den erlittenen Gesundheitsschaden wurde vom Landgericht Hamburg 1965 abgewiesen. Literatur:
FuD, S. 100f

CO

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