Zieher, Willi

* 28.11.1892 in Hamburg

† 11.06.1957 in Hamburg

Schriftsetzer, Gewerkschaftssekretär

– SPD 1920–1933, nach 1945

– Verlust des Arbeitsplatzes

Leben und Werk

Willi Zieher erlernte den Beruf des Schriftsetzers. Er wurde 1911 Mitglied der Buchdrucker-Gewerkschaft und gehörte seit 1920 der SPD an. Am 1. Oktober 1928 wurde er vom Verband der Deutschen Buchdrucker, Gau Hamburg-Altona, als Betriebskassierer eingestellt. Er war auch Mitglied des gewerkschaftlichen Bibliotheksausschusses. Zieher trat in die Baugenossenschaft der Buchdrucker ein und bezog 1930 in Hamm im Braußpark 4 den ersten von der Baugenossenschaft errichteten Wohnblock. 1932 wurde Zieher in den Aufsichtsrat der Genossenschaft gewählt, den er im Zusammenhang mit der NS-Gleichschaltung schon im darauf folgenden Jahr verlassen musste. Nach der Übernahme der Gewerkschaft durch die Deutsche Arbeitsfront wurde Zieher am 15. Juli 1933 von den Nationalsozialisten fristlos entlassen – angeblich, weil er eine von den neuen Machthabern angesetzte Besprechung nicht besucht hatte. In der Zeit bis 1939 war Zieher insgesamt drei Jahre arbeitslos. Das Arbeitsamt verweigerte eine Vermittlung aus politischen Gründen. Mehrmals wurden ihm durch Freunde vermittelte Beschäftigungen nach Bekanntwerden seiner früheren Gewerkschaftstätigkeit gekündigt. Erst im November 1939 fand Zieher wieder eine Dauerstellung als Maschinensetzer beim "Hamburger Anzeiger”, da mit Kriegsbeginn Arbeitskräfte gesucht wurden.

Zieher engagierte sich in der "Liedertafel Gutenberg”, deren stellvertretender Vorsitzender er viele Jahre war. In ihr fanden während der NS-Zeit regimekritische Mitglieder der früheren Buchdrucker- Gewerkschaft zusammen. Nach 1945 beteiligte sich Zieher am Aufbau der Gewerkschaften. Er wurde als Hauptkassierer der IG Druck und Papier eingestellt und gehörte dem Gewerkschaftsvorstand des Bezirks Nordmark an. Seine im Juli 1943 zerstörte Wohnung am Braußpark konnte Zieher nach dem Wiederaufbau 1950 wieder beziehen. Bis zu seinem Tod nahm er Funktionen im Aufsichtsrat und im Vorstand der Baugenossenschaft der Buchdrucker wahr.
Literatur:
FuD, S. 155f