Zaunitzer, Ludwig

Foto Zaunitzer, Ludwig

Zaunitzer, Ludwig

* 12.02.1896 in Augsburg

† 30.08.1980 in Hamburg

Tischler, Krankenpfleger

- SPD 1918–1922, ab 1945

- 1 Jahr (Urteil: 4 Jahre) Untersuchungshaft, Zuchthaus 1944/45
wg. Zersetzung der Wehrkraft

- Ehrverlust

Leben und Werk


Ludwig Zaunitzer wurde als eines von neun Kindern einer Arbeiter- und Handwerkerfamilie geboren. Er besuchte die Volksschule und erlernte das Tischlerhandwerk. Von 1913 bis 1915 war er als Krankenwärter in Köln tätig. Anschließend leistete er bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Kriegsdienst. Zaunitzer trat 1918 in die SPD ein. Auch der Gewerkschaft gehörte er an. An der Universitätsklinik Marburg, wo er nach dem Krieg arbeitete, wurde er in den Betriebsrat gewählt. Als er 1922 nach Hamburg zog, gab er seine Parteimitgliedschaft auf. In der Hansestadt arbeitete er in verschiedenen Krankenhäusern, bis er 1929 im Universitätskrankenhaus Eppendorf eine Anstellung fand.

1939 wurde Zaunitzer nochmals eingezogen und kam 1940 als Sanitätsunteroffizier zurück nach Hamburg. Bei den Bombenangriffen auf die Hansestadt rettete er unter Einsatz seines Lebens Patienten aus brennenden Krankenhausgebäuden. Für seinen Einsatz wurde ihm das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse verliehen. Am 23. Juni 1944 wurde Zaunitzer während des Dienstes aufgrund einer Denunziation eines Arbeitskollegen verhaftet.

Zaunitzer hatte sich im Kollegenkreis negativ über das NS-Regime geäußert. Dafür wurde er vom Hanseatischen Oberlandesgericht wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung unter Anklage gestellt. Damit war er von der Todesstrafe bedroht. Zaunitzer wurde beschuldigt, dass er gegen die Regierung eingestellt sei und trotz Verwarnungen seine Haltung bei vielen Gelegenheiten, insbesondere während der Arbeitspausen zum Ausdruck bringe.

Der Hauptbelastungszeuge sagte aus, Zaunitzer habe den "Führer" als "August" und "Hampelmann" tituliert, den Ausdruck "blöde Nazis" verwendet und die "nationalsozialistische Einstellung als eine chauvinistische Bewegung bezeichnet". Bei den Aussagen von anderen Arbeitskollegen kam das Gericht zu dem Ergebnis, dass "der Angeklagte in seinen Reden die Hoffnung der Zeugen auf einen deutschen Sieg zu zerstören gesucht hat." So hatte Zaunitzer den Atlantikwall als ungeeignet zur Sicherung der Reichsgrenzen bezeichnet und die Richtigkeit der Wehrmachtsberichte in Frage gestellt. Er forderte die Beendigung des Krieges, den Deutschland seiner Meinung nach verlieren werde. Das Gericht hielt die Behauptungen des als nervenkrank eingeschätzten Hauptbelastungszeugen für nicht erwiesen. Der schwer wiegende Anklagepunkt, "den Führer persönlich sowie die nationalsozialistische Bewegung beschimpft" zu haben, wurde fallengelassen. Positive Zeugnisse von Vorgesetzten und der Einsatz bei den Bombenangriffen wirkten strafmildernd. Auch leugnete Zaunitzer seine frühere politische Betätigung und Parteimitgliedschaft. Dazu führte das Gericht am 30. November 1944 in seiner Urteilsbegründung aus: "Trotz der Schwere der Verfehlungen des Angeklagten hat deswegen der Senat eine Zuchthausstrafe von 4 Jahren als eine ausreichende Sühne angesehen und festgesetzt." Verurteilt wurde Ludwig Zaunitzer wegen "öffentlicher Zersetzung der Wehrkraft".

Nach seiner Verurteilung wurde Zaunitzer in Fuhlsbüttel inhaftiert.Hier wurde er drei Wochen nach der Besetzung Hamburgs von der britischen Militärregierung am 25. Mai 1945 befreit. Umgehend erfolgte seine Wiedereinstellung als Krankenpfleger im Universitätskrankenhaus Eppendorf. Zaunitzer engagierte sich in der Gewerkschaftsarbeit und trat auch wieder in die SPD ein. Zuletzt arbeitete er als Lehroberpfleger am Krankenhaus Hamburg-St.Georg. Literatur:
FuD, S. 154

HM

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