Staudinger, Dr. Hans* 16.08.1889 in Worms, Nationalökonom, Staatssekretär, Reichstagsabgeordneter |
– SPD, – Teilnehmer der Echo-Versammlung, – mehrwöchige Haft, -Emigration
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Leben und Werk
Hans Staudinger wurde in Worms als Sohn eines Gymnasialprofessors geboren. Er besuchte das Gymnasium und legte sein Abitur in Darmstadt ab. Ab 1907 studierte er zunächst in München Literatur und Germanistik, dann in Heidelberg Nationalökonomie und Soziologie bei den Brüdern Alfred und Max Weber. Hier wurde Hans Staudinger 1913 promoviert.
Beeinflusst durch das sozialdemokratisch orientierte Elternhaus trat Hans Staudinger bereits als Student der SPD bei. Er leistete von 1915 bis 1918 Kriegsdienst und fand nach einer schweren Verwundung Beschäftigung im Kriegsernährungsamt in Berlin. 1919 wechselte er ins Reichswirtschaftsministerium, wo er bis 1927 leitende Positionen u.a. als persönlicher Referent von mehreren Ministern übernahm. Anschließend wechselte Hans Staudinger ins preußische Handelsministerium und stieg unter Ministerpräsident Otto Braun 1929 zum Staatssekretär auf.
Mit der Amtsenthebung des preußischen Ministerpräsidenten Braun durch Reichskanzler von Papen im Juli 1932 endete auch Staudingers Karriere im Staatsdienst. Bei den Reichstagswahlen im November 1932 wurde Hans Staudinger als Spitzenkandidat der Hamburger SPD in den Reichstag gewählt. Er gehörte zu den 94 SPD-Abgeordneten, die am 23. März 1933 im Reichstag gegen Hitlers „Ermächtigungsgesetz“ stimmten. Hans Staudinger nahm an der „Echo“-Versammlung teil und wurde während der Haft schwer misshandelt. Nach seiner Freilassung flüchtete er mit seiner jüdischen Ehefrau Else, mit der er seit 1912 verheiratet war, zunächst nach Belgien und dann über Frankreich und Großbritannien in die USA.
An der New School for Social Research in New York übernahm Hans Staudinger 1934 eine Professur für Wirtschaftswissenschaften. Seit 1940 war er amerikanischer Staatsbürger. Er unterhielt Kontakt zu den emigrierten Sozialdemokraten und gehörte zu den Gründern der German Labor Delegation um Max Brauer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Hans Staudinger für die deutsch-amerikanische Verständigung. Er starb am 25. Februar 1980 in New York.
Literatur:
Echo-Versammlung, S. 67
HM