Schönfelder, Adolph

Schönfelder, Adolph

* 05.04.1875 in Hamburg

† 03.05.1966 in Hamburg

Zimmermann, Gewerkschaftssekretär, Senator, Zweiter Bürgermeister, Präsident der Hamburgischen Bürgerschaft

– SPD 1901-1933,MdBü, SPD ab 1945, MdBü, Vizepräsident des Parlamentarischen Rates

– Schutzhaft Hamburg 1933, Schutzhaft 1944 (Gewitteraktion)

Leben und Werk

Schönfelder wurde nahe der Kehrwiederspitze geboren, in jenem Quartier, das bald darauf der Speicherstadt und dem Freihafen weichen musste. Sein Vater, Louis Gustav Schönfelder, ein gelernter Tischler, war Konstabler (Schutzmann), seine Mutter Maria Sophia, geborene Koch, hatte als Dienstmädchen gearbeitet. Seine Kindheit verbrachte Schönfelder in Barmbek.

Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Adolph Schönfelder das Zimmererhandwerk. 1898 schloss er sich dem Zimmererverband an, 1901 der SPD. 1903 wurde er Mitglied des Vorstandes seiner Gewerkschaft, 1905 hauptamtlicher Sekretär und von Juli 1921 bis Mai 1926 Vorsitzender des Zentralverbandes der Zimmerer. Von 1915 bis 1918 war er Soldat. 1919 wurde Schönfelder in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt und widmete sich vor allem der Bildungspolitik. Dem Landesvorstand der SPD gehörte er seit 1919, der Kontrollkommission der Partei auf Reichsebene seit 1920 an. 1925 wurde Schönfelder Mitglied des Senats, zunächst zuständig für die Baubehörde, von 1926 bis 1933 als "Polizeiherr" für die Polizei.

Als die neue, von Nationalsozialisten geführte Reichsregierung vom Senat das Verbot der sozialdemokratischen Zeitung "Hamburger Echo" verlangte, traten die der SPD angehörenden Senatoren am 3. März 1933 zurück. Die für den 16. Juni 1933 anberaumte Sitzung des Parteivorstandes und -ausschusses im Redaktionsgebäude des "Hamburger Echo” in der Fehlandstraße endete mit der Verhaftung der Teilnehmer durch die Gestapo. Auch Schönfelder wurde in das Stadthaus, die Gestapo-Zentrale an der Stadthausbrücke, gebracht. Ein Augenzeuge berichtete später: "Die Nazis schlugen Schönfelder mit vierkantigen Schlagstöcken einen Polizeihelm über die Ohren, dass er aufstöhnte." "Einer von denen, die mich misshandelten", erinnerte sich Schönfelder später, "war ein früherer Kommunist, der zu den Nazis übergelaufen war". Nach kurzer Haft kam Schönfelder frei. Ein Prozess wurde ihm nicht gemacht, doch musste er sich von der SPD lossagen und blieb unter Beobachtung.

Nach dem Ende der NS-Diktatur wurde Schönfelder von Rudolf Petersen, dem von der britischen Besatzungsmacht eingesetzten Ersten Bürgermeister, als Stellvertreter berufen und übernahm die Verantwortung für das Wohnungsamt, dann auch für das Personalamt und das Organisationsamt. In der zweiten Sitzung der Ernannten Bürgerschaft wurde Schönfelder am 8. März 1946 einstimmig zu deren Präsidenten gewählt; er übte nun in einer in der hamburgischen Verfassungsgeschichte einzigartigen Kombination ein hohes Regierungsamt aus und war gleichzeitig Parlamentspräsident. Außerdem war er am Neuaufbau der Gewerkschaften und der SPD beteiligt. Am 30. Oktober 1946 übernahm Schönfelder das Amt des Präsidenten der gewählten Bürgerschaft, das er in den folgenden Legislaturperioden, auch in der Zeit des Hamburg- Blocks, bis zu seinem Rücktritt am 30. März 1960 innehatte; der Bürgerschaft gehörte er bis zum Oktober 1961 an. Mit Paul de Chapeaurouge vertrat er 1948/49 Hamburg im Parlamentarischen Rat, dessen Alterspräsident er war. Das Grundgesetz unterzeichnete Schönfelder – auch dies einzigartig – zweimal: als Erster Vizepräsident des Parlamentarischen Rates und als Präsident der Hamburgischen Bürgerschaft. Erheblichen Anteil hatte Schönfelder an der Ausgestaltung und am Zustandekommen der Hamburgischen Verfassung vom 6. Juni 1952.

Für sein Wirken wurde Schönfelder 1946 mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille, 1950 mit dem Ehrenbürgerrecht und 1960 mit der Hamburgischen Ehrendenkmünze in Gold geehrt. Die Universität ernannte ihn 1950 zum Ehrensenator, die Handwerkskammer 1955 zum Ehrenmeister und die Staatsoper 1960 zum Ehrenmitglied.

1970 wurde in Barmbek-Süd die Rönnhaidstraße in Adolph-Schönfelder-Straße umbenannt, 1981 stellte die HADAG Seetouristik und Fährdienst AG ihr Fahrgastschiff "MS Adolph Schönfelder" in Dienst. Im Rathaus erinnern ein von Willem Grimm geschaffenes Porträt im Empfangszimmer des Senatsgeheges und eine von Edwin Scharff gestaltete Büste im Bürgersaal an ihn. Auch eine Schule an der Zeisigstraße in Barmbek- Süd trägt Adolph Schönfelders Namen.

Literatur:
Franklin Kopitzsch, Für Hamburg im Parlamentarischen Rat: Bürgermeister a. D. Adolph Schönfelder, Präsident der Bürgerschaft, in: ders./Helmut Stubbe-da Luz, Drei Hamburger im Parlamentarischen Rat: Adolph Schönfelder und Paul de Chapeaurouge, Hermann Schäfer, Hamburg 1999, S. 9-50;Erhard H. M. Lange, Wegbereiter der Bundesrepublik. Die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. Neunzehn historische Biographien. Mit einer aktualisierten Bibliographie zum Parlamentarischen Rat und zur Entstehung des Grundgesetzes, Brühl/Rheinland 1999. Thea Louise Schönfelder, Erinnerungen,  in: Bake, Rita: Der Garten der Frauen, Nachtrag/ Aktualisierung 2011, S.43; FuD, S. 142ff; HB, Bd. 2, S. 375ff; Echo-Versammlung, S. 63; Verfolgung S. 72

FK

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