Sander, Hans

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Sander, Hans

* 09.05.1911

† 23.02.1996 in Himberger

Schlosser, Kriminalbeamter

- SAJ 1927, Distriktsführer, SPD 1929-1933, Reichsbanner,
SPD ab 1945, Kreisvorsitzender

- 2 Jahre KZ Fuhlsbüttel, Untersuchungshaft Hamburg,
Gefängnis Wolfenbüttel 1935-1937 wg. Vorbereitung zum Hochverrat
(Prozess Mehnke und Genossen, Sander und Genossen),
1 Jahr 4 Monate Bewährungsbataillon

- Verlust des Arbeitsplatzes

- Koordinator des SPD-Widerstandes in Wilhelmsburg

Leben und Werk


Hans Sander entstammte einer sozialdemokratischen Familie und wurde als erstes von sechs Kindern in Wilhelmsburg geboren. Neben dem Besuch der Volksschule arbeitete Sander schon früh als Zeitungsausträger, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Im Alter von 14 Jahren nahm er bei der Boots- und Yachtwerft Oertz, in der sein Vater als Schiffszimmerer tätig war, eine Lehre als Motorschlosser auf. Kurz darauf trat er dem Metallarbeiter- Verband bei und setzte sich für bessere Arbeitsbedingungen der Lehrlinge ein. Nur wenige Tage nach Ende der Lehrzeit verlor Sander seinen Arbeitsplatz und blieb bis Ende 1933 arbeitslos. Bereits 1927 war er in die SAJ eingetreten, in der er sich rege an Ausfahrten, Schulungen und Diskussionen beteiligte. Von 1930 bis 1932 führte Sander den SAJ-Distrikt Wilhelmsburg. Der Schritt zum Eintritt in die SPD war 1929 erfolgt; 1932 schloss sich Sander dem Reichsbanner an. In beiden Organisationen übte er keine Funktionen aus.

Als nach dem Reichstagsbrand vom 28. Februar 1933 alle sozialdemokratischen Zeitungen vorübergehend verboten wurden, kamen Sander und seine SAJ-Genossen auf die Idee, Artikel aus demokratischen ausländischen Blättern zu kopieren und an Freunde weiterzugeben. Einige Artikel wurden auch auf der Schreibmaschine der Wilhelmsburger Erwerbslosen-Selbsthilfe eigenhändig verfasst, dort vervielfältigt und in Umlauf gebracht. Aber schon nach kurzer Zeit entdeckte die Polizei diese Aktivitäten, beschlagnahmte den Vervielfältiger und durchsuchte die Wohnung der Familie Sander. Hans Sander nahm Kontakt zum Bezirkssekretär der SAJ, Erich Lindstaedt, auf, der ihm die illegale Leitung des SAJ-Gebiets Harburg-Wilhelmsburg übertrug. Von ihm bezog Sander Schriften wie den "Vorwärts" aus Prag oder die Zeitung "Sozialistische Aktion", die er zunächst an die verbliebenen SAJ-Mitglieder, später dann an einen Kreis von etwa zehn älteren SPD-Genossen weiter gab.

Im Laufe des Jahres 1933 entstanden in Hamburg mehrere SAJ-Gruppen, die von Julius Willemsen, dem Koordinator des SAJ-Widerstandes, mit Material versorgt wurden. Hans Sander, der sich als Brothändler selbstständig gemacht hatte, belieferte seine Kunden nicht nur mit frischer Ware, sondern nutzte auch die Möglichkeit, Kontakt zu Genossen zu halten und sie mit Broschüren zu beliefern, die Namen trugen wie "Die Kunst des Selbstrasierens", "Der Gallische Krieg" oder "Platons Tod". Die illegale Arbeit konnte nahezu zwei Jahre fortgesetzt werden, bis Hans Sander am 17. April 1935 kurz nach Mitternacht von der Gestapo verhaftet wurde. Die Gestapo beschlagnahmte die Brotkundenliste, bemerkte aber nicht, dass Hans Sander noch illegale Schriften in seiner Jacke verborgen hielt. Er wurde ins Stadthaus gebracht, misshandelt und aufgefordert, die Namen seiner Helfer zu nennen. Da Sander wusste, dass einige seiner Genossen schon vor Tagen verhaftet worden waren, gab er nur Namen von bereits Inhaftierten preis. Im KZ Fuhlsbüttel sperrten ihn die Nationalsozialisten sieben Wochen in Einzelhaft, tagsüber mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen, nachts ans Bett gekettet. Über einen Kalfaktor, der Mitglied der kommunistischen Partei gewesen war, gelang es Sander, Kontakt zu inhaftierten Genossen aufzunehmen. So konnte er seine Aussage mit Julius Willemsen und Richard Krull, der ebenfalls zur  Wilhelmsburger Gruppe gehörte, abstimmen. Doch trotz großer Umsicht und Standhaftigkeit gelang es den Nationalsozialisten im Frühjahr 1935, die gesamte illegale Führung der Hamburger SAJ aufzudecken.

Am 9. August 1935 erhob die Staatsanwaltschaft gegen Hans Sander und weitere sieben Genossen Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Der Staatsanwalt sah mit dem Hinweis auf Sanders‘ jugendliches Alter von einem Plädoyer für die Todesstrafe ab; der Richter entschied schließlich auf zwei Jahre Zuchthaus. Hans Sander wurde ins Gefängnis Wolfenbüttel gebracht, aus dem er am 18. April 1937 entlassen wurde. Nach seiner Entlassung blieb der Motorschlosser noch bis Dezember 1937 arbeitslos. Vom 30. Januar 1944 bis zu seiner Verwundung im Januar 1945 musste Sander im Bewährungsbataillon in Griechenland kämpfen.

Nach Kriegsende begann Hans Sander eine Ausbildung bei der Hamburger Kriminalpolizei und engagierte sich beim Wiederaufbau der Harburger SPD. Der Mittelpunkt seines politischen Wirkens blieb Wilhelmsburg. Im SPD-Kreis Harburg war er von 1968 bis 1970 Kreisvorsitzender, bis September 1977 arbeitete er dort als Kreisgeschäftsführer.

In Wilhelmsburg wurde 1999 die Hans-Sander-Straße nach ihm benannt. Literatur:
FuD, S. 133f

CO

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