Saalfeld, Hermann* 22.11.1900 in Hamburg † 03.01.1949 in Hamburg Maschinenbauer |
– SAJ 1912, SPD 1918-1933, Reichsbanner, – 6 Wochen Schutzhaft Hamburg April/Mai 1933, – Verlust des Arbeitsplatzes, |
Leben und Werk
Hermann Saalfeld wurde als fünftes Kind des Zigarrenmachers Eli Saalfeld geboren. Der Vater war jüdischer Abstammung ohne Konfession (Freidenker), die Mutter protestantisch. Die insgesamt acht Kinder wuchsen ohne religiöse Bindung in einem sozialdemokratisch und gewerkschaftlich geprägten Elternhaus auf. Eli Saalfeld war als Sekretär der Tabakarbeiter-Gewerkschaft tätig und betrieb ein Tabakwarengeschäft, das zugleich als Zahlstelle der Gewerkschaft und als Treffpunkt für SPD-Mitglieder diente. Am 30. Oktober 1913 wurde er als SPD-Abgeordneter Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Seine Kindheit verbrachte Hermann mit zwei Schwestern und fünf Brüdern in Eimsbüttel. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Maschinenbauers bei der Firma Heidenreich und Harbeck.
Hermann Saalfeld und seine Geschwister schlossen sich der Arbeiterjugend in Eimsbüttel an. 1914 trat Hermann Saalfeld in den Deutschen Metallarbeiter- Verband ein und 1918 wurde er Mitglied der SPD. Ab 1924 engagierte er sich im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Als Anfang der dreißiger Jahre im Reichsbanner Schutzformationen (Schufos) aufgestellt wurden, übernahm Hermann Saalfeld die Funktion des stellvertretenden Schufoführers der Schufo 17 (Rothenburgsort) und war zugleich Führer des 1. Zuges.
Sofort nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Hermann Saalfeld als Betriebshandwerker und Betriebsratsmitglied am Hauptlager Peute der Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Konsumgenossenschaften (GEG) fristlos entlassen. Dieser Entlassung folgten in den nächsten Jahren weitere Arbeitsplatzverluste, da das Arbeitsamt die notwendige Zustimmung bei einer Arbeitsaufnahme aus politischen Gründen verweigerte. Im April 1934 wurde Hermann Saalfeld von der Firma Blohm und Voss entlassen. Die Kündigung bei der Firma Metallwerk Niedersachsen Brinkmann und Mergell stand vermutlich im Zusammenhang mit seiner Verhaftung Anfang 1938. Auch von den Firmen Gierner und Sohn sowie Modellbau Köster in Wandsbek wurde er nur kurze Zeit beschäftigt. 1939 fand er Arbeit bei seiner Lehrfirma Heidenreich und Harbeck. Hier nahm ihn sein früherer Lehrgeselle Schmidt, der inzwischen Obermeister in der Großmontage war, auf. Schmidt, alter Sozialdemokrat, brachte in der Firma viele verfolgte Gewerkschafter, Sozialdemokraten und Kommunisten unter.
Wie seine jüngeren Brüder Rudolf und Kurt, beteiligte sich auch Hermann Saalfeld an der illegalen Arbeit gegen das NS-Regime. Während der Verbleib des Bruders Willi unbekannt ist – er soll in einem Lager umgekommen sein -, wurden der Sohn von Bruder Georg, Gerhard Saalfeld, und seine Verlobte im KZ Theresienstadt, wahrscheinlich im Zusammenhang mit sogenannter rassischer Verfolgung, ermordet.
Bereits am 15. März 1933 wurde Hermann Saalfeld zum ersten Mal verhaftet. Er wurde am 28. April entlassen, aber schon im Mai 1933 erneut inhaftiert. Ihm wurde illegale Tätigkeit für die SPD und Flugblattverteilung vorgeworfen. Bis Oktober 1933 wurde er im Untersuchungsgefängnis Fuhlsbüttel festgehalten. Dann erfolgte eine Inhaftierung aus sogenannten rassischen Gründen von Anfang April 1934 bis Oktober 1934. Weitere Verhaftungen mit Hausdurchsuchungen erfolgten in der Zeit vom 2. August bis 20. November 1936 sowie von Januar 1938 bis März 1939. Hermann Saalfeld wurde der Besitz von Schusswaffen und die Beteiligung an einem Überfall auf SA-Männer vorgeworfen. In beiden Fällen wurden die Verfahren eingestellt. An der Verteidigung war der sozialdemokratische Rechtsanwalt Herbert Ruscheweyh maßgeblich beteiligt.
Im Mai 1940 wurde bei Hermann Saalfeld eine Lungentuberkulose festgestellt. Die schwere Erkrankung legt die Vermutung nahe, dass er schon während der letzten Haftzeiten erkrankt war. Die Bedingungen in den Gefängnissen können wesentlich zur Verschlechterung des Gesundheitszustandes beigetragen haben. Hinzu kamen die Belastungen, die mit dem sich ständig wiederholenden Verlust des Arbeitsplatzes verbunden waren.
Gleich nach Kriegsende 1945 hat sich Hermann Saalfeld trotz seiner schweren Erkrankung am Wiederaufbau der SPD aktiv beteiligt. Er wurde Distriktsvorsitzender in Farmsen und Kreis- sowie Landesdelegierter im Kreis Wandsbek. Von seinem Lungenleiden hat er sich nicht mehr erholt.
Literatur:
FuD, S. 127f; Verfolgung S. 48
HS