Pardo, Herbert


Pardo, Herbert Josef Benjamin

* 12. Aug. 1887,
† 08. Feb. 1974 Haifa

Rechtsanwalt

 – 1918/19 Arbeiter- und Soldatenrat – SPD  1919-1933,

 – MdBü 1919-1932
 – Reichsbanner 1924
 – 1934 Entzug der Rechtsanwaltslizenz
 – Emigriert

Leben und Werk

Herbert Pardo studierte Jura und wurde Rechtsanwalt in Hamburg, Seine Familie, sephardische Juden, waren seit dem 17. Jahrhundert in Hamburg bzw. Altona ansässig. Bis 1933 war er mehrfach Vorsitzender der Portugiesisch-Jüdischen Gemeinde in Hamburg. 1910 wurde er Mitglied der SPD. Als junger Militärhilfsrichter war er im I. Weltkrieg. 1918/1919 gehörte er dem Arbeiter- und Soldatenrat für Groß-Hamburg an.
Er galt als glänzender Strafverteidiger und war als Politiker der SPD 1919-1932 engagiertes –  und manchmal unbequemes – Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Sein besonderes Anliegen war der Strafvollzug, insbesondere Resozialisierung und Jugendstrafvollzug. Erforderliche Anschaffungen im Privatbereich waren – obwohl er es zu erheblichem Wohlstand gebracht hatte – oft nicht möglich, weil er entlassene Gefangene beim Wiedereintritt ins bürgerliche Leben aus eigenen Mitteln unterstützte.
Herbert Pardo musste die Nationalsozialisten doppelt fürchten: als linker Sozialdemokrat, aktives Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, als Jude und Mitglied des Zionistischen Verbandes.
Er verließ Deutschland 1933 mit seiner Familie, ein Zeichen seiner Verbundenheit mit der Sozialdemokratie, denn später sagte er, als Sozialdemokrat wanderte er aus, als Jude wäre er noch geblieben. 1934 wurde ihm die Rechtsanwaltszulassung entzogen. In Israel erlebten sie ein entbehrungsreiches Pionierdasein, ein Bruder verstarb dort. Seine Schwestern Angela und Gertrud kehrten 1938 nach Deutschland zurück und wurden in den Vernichtungslagern ermordet, ein weiterer Bruder war in die USA ausgewandert und nahm sich dort das Leben.
1947 nach Hamburg zurückgekehrt wurde er als Rechtsanwalt wieder zugelassen. In Israel stieß das in den 40er Jahren bis weit hinein in die 50er auf wenig Verständnis.i Als Mitglied im Vorstand der Jüdischen Gemeinde und deren Justitiar hat er in Wiedergutmachungsprozessen politisch und rassisch Verfolgte in ihren Ansprüchen betreut.
In dem berühmten Prozess 1948-1950 Veit Harlan gegen Erich Lüth verteidigte er zusammen mit anderen mit Erfolg den Senatspressesprecher, der zum  Boykott von Filmen des „Nazi-Regisseurs Nr. 1“ aufgerufen hatte, denn Lüth gewann den Prozess vor dem Bundesverfassungsgericht und damit schrieben sie Rechtsgeschichte und setzten Maßstäbe für die Meinungsfreiheit in der jungen Bundesrepublik.
In den 50er Jahren zog er zurück nach Haifa, behielt jedoch die Anwaltspraxis in Hamburg und kam halbjährlich zurück.  Als 1971 die Zeit der endgültigen Heimkehr nach Israel nahte, fiel ihm das sehr schwer. Immer noch zögerte er, ging immer wieder allein durch die Hamburger Straßen oder fuhr mit der Straßenbahn ziellos hin und her. Er starb in Israel 1974.
Literatur:
Wesentliche Teile über Herbert Prado wurden übernommen aus:
Bezirksamt Bergedorf (Hrsg.), Steigleder, Otto: „Straßennamen in Allermöhe-West. Lebensgeschichten“, Hamburg-Bergedorf  o.D., S. 20f ;
Studemund-Halévy, Michael: Pardo, Herbert Joseph, in: Das Jüdische Hamburg. Ein historisches Nachschlagewerk. Wallstein-Verlag, Göttingen2006, S.205f http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/pardo-herbert-joseph  abgerufen  12.08.2012, Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke (Hrsg.):  Hamburgische Biografie-Personenlexikon, Band 2, Göttingen 2006,  S. 315; HB, Bd. 2, S. 315; Verfolgung S. 16f

H. K-B.

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