Ostermeier, Elisabeth (geb. Gottschalk)

Ostermeier, Elisabeth              (geb. Gottschalk)

* 09.05.1913 in Kanzlershof/Kr. Harburg

† 06.12.2002 in Hamburg

Verkäuferin, Hausfrau, Sachbearbeiterin für Frauenfragen und Hausgehilfinnen im Bundesvorstand der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten

– SAJ 1926, SPD 1931–1933, ab 1945, MdBü

– 5 Monate Schutzhaft, Untersuchungshaft Hildesheim und Hamburg 1936/37 wg. Vorbereitung zum Hochverrat

– Verlust des Arbeitsplatzes

Leben und Werk

Im Alter von 13 Jahren wurde Elisabeth Ostermeier Mitglied Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). 1931 trat sie in die SPD ein. Elisabeth Ostermeier hatte in einer Schlachterei der Produktionsgenossenschaft eine Lehre als Verkäuferin absolviert und arbeitete dort bis zu ihrer Entlassung 1933 durch die Nationalsozialisten.

Im Dezember 1933 fand Elisabeth Ostermeier wieder eine Anstellung in der Allermöher Bäckerei des ehemaligen Redakteurs des sozialdemokratischen Harburger Volksblattes, Ernst Tessloff. Ernst Tessloff und sein Bruder hatten die alte Allermöher Bäckerei ihrer Eltern wieder in Betrieb genommen, nachdem alle sozialdemokratischen Zeitungen verboten worden waren. Von der Bäckerei aus organisierte Ernst Tessloff den sozialdemokratischen Widerstand im Bereich Harburg. Elisabeth Ostermeier berichtete: "Ich machte dann mit Hilfe meines Vaters – das heißt, mit dem bißchen Geld, das er noch hatte – einen Führerschein und begann, die sozialdemokratische Kundschaft aufzusuchen, die Brot von Tessloff kaufte. Zwei Tage in der Woche lieferte ich in Veddel aus, zwei Tage in Wilhelmsburg und zwei Tage in Harburg. So hielten wir untereinander Kontakt. Einer sagte immer, ‚geh doch mal zu dem und dem’. Manchmal hatte ich dann ein Paket mit Parteimaterial dabei, das wie Brot eingepackt war. Ich wusste sehr wohl, dass Flugblätter, Informationen drin sein mussten. Gesagt hat es mir niemand. Ich sollte auch nicht wissen, wer alles mitarbeitete. Das war damals Grundsatz: Die jungen Helfer, besonders die Mädchen, sollten sich nicht selbst (und auch nicht andere) belasten können. Bald darauf wurde ich dann auch gewarnt: ‚Pass auf, der und der ist verhaftet.’ Die massive Verfolgung unserer Freunde setzte ein."

1935 heiratete Elisabeth Ostermeier und zog mit ihrem Mann nach Minden. Am 18. Dezember 1936 holte die Gestapo sie dort ab. Ihre Widerstandstätigkeit war verraten worden. Elisabeth Ostermeier wurde nach Hildesheim ins Gefängnis gebracht und musste monatelang allein in einer Zelle sitzen.

1946 wurde Elisabeth Ostermeier Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, der sie 32 Jahre angehörte. Sie engagierte sich in den Bereichen der Jugend- und Sozialpolitik sowie im Arbeitsrecht.

Für ihre Verdienste wurde Elisabeth Ostermeier 1980 mit der Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber ausgezeichnet.

Literatur:
Elisabeth Ostermeier [autobiographischer Bericht], in: Frauen im Faschismus. Frauen im Widerstand. Hamburger Sozialdemokratinnen berichten, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Hamburg [1980], S. 14-17; Grolle, Inge, Bake, Rita, „Ich habe Jonglieren mit drei Bällen geübt“. Frauen in der Hamburgischen Bürgerschaft 1946 bis 1993, Teil I, Hamburg 1995, S. 124ff; FuD, S. 114f, HB, Bd. 3, S. 287ff; Verfolgung S. 42-47.
CO

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