Osterhold, Wilhelm* 10.08.1891 in Velbert/Rheinland † 25.07.1971 in Hamburg Buchdrucker, Redakteur, 1928–1933 Geschäftsführer des Deutschen Freidenkerverbandes, Geschäftsführer mehrerer Lichtspielhäuser |
– SPD 1913–1933, Ortsvereinsvorsitzender, Reichsbanner, SPD ab 1945, stellvertretender Kreisvorsitzender, MdBü – 7 Wochen KZ Fuhlsbüttel 1933, 2 Jahre 6 Monate Schutzhaft, Untersuchungshaft Zuchthaus Fuhlsbüttel 1935–1937 wg. Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Osterhold und Genossen) – Ehrverlust, Polizeiaufsicht, Berufsschaden, Verlust des Arbeitsplatzes |
Leben und Werk
Wilhelm Osterhold wuchs in einer Arbeiterfamilie auf erlernte nach dem Besuch der Volksschule den Beruf des Buchdruckers. 1910 wurde Osterhold Mitglied des Buchdrucker- Verbandes, drei Jahre später erfolgte der Eintritt in die SPD. 1921 zog Osterhold von Bad Oldesloe, wo die Familie sieben Jahre gelebt hatte, nach Bergedorf. Hier arbeitete er zunächst drei Jahre in seinem Beruf in der Druckerei des Bergedorf- Sander Volksblattes, bis er ab 1924 die Stellung eines Redakteurs bekleidete. 1928 übernahm er die Geschäftsführung des Deutschen Freidenker- Verbandes für den Bereich Nordwestdeutschland. Mit dem Verbot des Verbandes durch die Nationalsozialisten 1933 wurde Osterhold arbeitslos. Die Nationalsozialisten verhafteten ihn erstmals im März 1933 und sperrten ihn für drei Wochen ins KZ Fuhlsbüttel. Im Herbst 1933 wurde er erneut für vier Wochen in Haft genommen. Nach seiner Freilassung nahm Osterhold sofort die Widerstandsarbeit gegen die Nationalsozialisten auf. Er brachte Druckschriften in Umlauf, die er von emigrierten Genossen aus Kopenhagen und Prag erhalten hatte. Die Broschüren trugen unverfängliche Titel wie "Schopenhauer und die Religion" oder "Platons Gastmahl", ihr Inhalt informierte jedoch über die Machenschaften des NS-Regimes. Zum 1. Mai 1935 stellten Osterhold und andere Genossen Flugblätter her, in denen laut späterer Urteilsbegründung des Hanseatischen Oberlandesgerichtes zu einem "gewaltmäßigen Vorgehen" aufgerufen wurde. Wenige Tage nach dieser Aktion entdeckte die Gestapo Osterholds illegalen Aktivitäten und verhaftete die gesamte Familie. Während sein Sohn Wilhelm am selben Tag freigelassen wurde, blieben seine Tochter Maria 19 Tage und seine Frau Anna sogar sieben Wochen in Haft. Gegen Osterhold selbst und andere Widerständler erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Der Prozess endete mit einer Verurteilung zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus, die Osterhold in Fuhlsbüttel absaß. Nach der Haftentlassung musste er sich regelmäßig bei der Gestapo melden.
1941 ging Osterhold nach Norwegen, um bis 1945 bei einer Baufirma zu arbeiten. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte er nach Bergedorf zurück und übernahm zunächst die Geschäftsführung des Kinos Hansa-Theater, später auch anderer Spielstätten. Von 1946 bis 1949 und 1953 gehörte Osterhold der Hamburgischen Bürgerschaft an.
In Hamburg-Allermöhe wurde 1995 der Wilhelm- Osterhold-Stieg nach ihm benannt.
Literatur:
FuD, S. 113f
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