Nevermann, Paul

Nevermann, Paul

* 05.02.1902 in Klein-Flottbek

† 22.03.1979 in Puerto de la Cruz/Teneriffa

Schlosser, Rechtsanwalt, Senator in Altona und Hamburg, Erster Bürgermeister, Präsident des Deutschen Mieterbundes

– SAJ, SPD 1920–1933,Vorstandsmitglied Altona, Reichsbanner, SPD ab 1945, Landesvorsitzender, MdBü

– 3 Wochen Schutzhaft 1944 (Gewitteraktion)

– Polizeiaufsicht 1933/34, Verlust des Arbeitsplatzes, Berufsbeschränkung

Leben und Werk

Paul Nevermann wurde als drittes Kind eines ungelernten Brauereiarbeiters in Klein-Flottbek geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Klein-Flottbek erlernte Nevermann den Beruf des Maschinenbauers. Schon in jungen Jahren engagierte er sich in der Arbeiterjugend und im Metallarbeiter- Verband; 1920 trat er der SPD bei, später auch dem Reichsbanner. Von 1923 bis 1926 absolvierte er mit Erfolg den ersten Hamburger Arbeiterabiturientenkursus. Den Lebensunterhalt verdiente er sich als Anzeigenwerber für Hamburger Zeitungen, bis er ein staatliches Stipendium erhielt. Nevermann studierte an der Hamburgischen Universität Jura und wurde 1930 mit einer verfassungsrechtlichen Untersuchung bei Rudolf Laun promoviert; 1932 wurde er Assessor am Hamburger Arbeitsamt. Während des Studiums engagierte er sich im Sozialistischen Studentenbund.

Nevermann gehörte zu den viel versprechenden Nachwuchspolitikern in Altona. Er war Mitglied des SPD-Ortsvereinsvorstands und kandidierte 1932 für den Preußischen Landtag. Bei den Kommunalwahlen im März 1933 wurde er in die Altonaer Stadtverordnetenversammlung gewählt. Als er am 13. April 1933 zu einem der der SPD zustehenden ehrenamtlichen Senatoren gewählt wurde, enthoben die Nationalsozialisten ihn umgehend seines Amtes.

Nach der NS-Machtübernahme entschloss sich Nevermann, einer drohenden Entlassung aus dem Staatsdienst zuvorzukommen. Er machte sich als Rechtsanwalt in Hamburg selbstständig. Trotzdem geriet er ins Visier der neuen Machthaber. Ein Jahr stand er unter Polizeiaufsicht und musste sich täglich melden. Nevermann verteidigte Sozialdemokraten und Kommunisten in politischen Prozessen. Allerdings wurde ihm schon 1935 die Verteidigung in Hochverratsprozessen wegen seiner früheren Mitgliedschaft in der SPD und im Reichsbanner untersagt. Nachdem die Anwaltskanzlei in der Kaiser- Wilhelm-Straße 1942 ausgebombt worden war, wurde Nevermann auf der Stülckenwerft dienstverpflichtet. Nach dem Hitler-Attentat wurde Nevermann im August 1944 im Zuge der "Aktion Gewitter” zwei Wochen inhaftiert.

Seit 1945 beteiligte sich Nevermann am Neuaufbau der SPD und am Wiederaufbau der Stadt. Er wurde zunächst Senatsdirektor im Landesfürsorgeamt, von November 1945 bis November 1946 war er Sozialsenator, 1946 bis 1953 Bausenator, von 1950 bis 1953 auch Zweiter Bürgermeister. 1946 gehörte er der Ernannten Bürgerschaft an, von 1946 bis 1974 der Hamburgischen Bürgerschaft. Nach dem Wahlsieg des bürgerlichen Hamburg-Blocks führte Nevermann von 1953 bis 1957 die sozialdemokratische Opposition im Landesparlament. Am 1. Januar 1961 wurde er als Nachfolger Max Brauers Erster Bürgermeister. Als die Presse 1965 die Trennung von seiner Frau Grete thematisierte, sah sich Nevermann durch die Pressekampagne am 9. Juni 1965 zum Rücktritt veranlasst.

1966 wurde Nevermann in einer Kampfabstimmung gegen Helmut Schmidt zum Landesvorsitzenden der Hamburger SPD gewählt. Auch in diesem Amt, das er vier Jahre ausübte, war er um Bürgernähe bemüht. Von 1967 bis zu seinem Tod führte Nevermann den Deutschen Mieterbund als Präsident. Für seine Verdienste um Hamburg erhielt er 1972 die Bürgermeister- Stolten-Medaille. 1984 wurde der Platz südlich des Altonaer Bahnhofs nach ihm benannt.

Literatur: Paul Nevermann: Die Auflösung der Hamburger Bürgerschaft im Jahre 1927. Eine Studie zum Wahlrecht und zur Auslegung der Reichsverfassung, Hamburg 1931; ders.: Stein auf Stein. Tatsachen und Reden, Bilder und Aufsätze vom Aufbau Hamburgs, Hamburg 1953; ders.: Der Weg zur Mehrheit. Reden und Aufsätze aus der Oppositionszeit 1953-1957, Hamburg 1959; ders.: Dem Ganzen verpflichtet. Reden und Aufsätze aus den Jahren 1959-1961, Hamburg 1961; ders.: Metaller, Bürgermeister, Mieterpräsident, Köln 1977.
Literatur:
FuD, S. 112f; HB, Bd. 1, S. 218f; Verfolgung S. 75f

FK und HM

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