Mros, Erna
* 25.12.1906 in Hamburg † 21.11.2001 in Sacramento/USA Kindergärtnerin, Parteisekretärin ISK, Gastwirtin, Lehrerin |
– ISK 1927–1933 – Schutzhaft 1933 – Verlust des Arbeitsplatzes, Emigration nach Österreich, Frankreich, USA 1936 |
Leben und Werk
Erna Mros stammte aus einer Arbeiterfamilie. Im Laufe der Weimarer Republik erhielt die gelernte Kindergärtnerin ein Stipendium, so dass sie zumindest für ein paar Semester an einer Hochschule studieren konnte. Dabei stand die Politische Ideenlehre im Vordergrund des Interesses. Ungefähr zeitgleich, etwa im Jahr 1927, zum Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) gestoßen, übernahm Erna Mros nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Leitung der ISK-Ortsgruppe in Hamburg. Die bislang für diese Aufgabe verantwortliche Genossin, die engagierte Lehrerin Klara Deppe, hatte sich aus der politischen Arbeit zurückgezogen und emigrierte im März 1933 in die USA. Zusätzlich bekleidete Erna Mros, die in enger Absprache mit Walter Brandt und ihrem späteren Ehemann Hans Kakies wirkte, bedeutende Funktionen in der illegalen Reichsleitung des ISK, vor allem war sie für die Koordinierung der konspirativen Aktivitäten im gesamten norddeutschen Raum zuständig.
Aus ihrem erlernten Beruf aus politischen Gründen entlassen und für eine Weile in Schutzhaft, zählte Erna Mros zu denjenigen ISK-Mitgliedern, die im Herbst 1934 eine vegetarische Gaststätte an der Börsenbrücke in Hamburg eröffneten. Dieses aufgrund seines gastronomischen Angebotes als "Vega" bezeichnete und maßgeblich von Erna Mros geführte Lokal entwickelte sich getreu seinen Vorbildern in Köln und Berlin zu einem geheimen Zentrum des Widerstandes gegen die NS-Gewaltherrschaft. Obendrein sorgte es für den Lebensunterhalt der rund sechs dort beschäftigten Angehörigen des von der Gestapo zunächst kaum wahrgenommenen Kampfbundes. Unter ihnen befanden sich die frühere Kontoristin Emmi Kalbitzer und der einstige Verwaltungsangestellte Karl Schneider. Sämtliche dieser regimefeindlichen Mitarbeiter hatten Anspruch auf freie Wohnung und Verpflegung sowie auf ein geringes Taschengeld. Einen beträchtlichen Teil der mit der florierenden Gaststätte erzielten Gewinne ließ Erna Mros mit dem Einverständnis ihrer Genossen der ISK-Arbeit im Reich und nach Möglichkeit auch den Parteifreunden im Ausland zukommen. Die regelmäßig beiseite geschafften Beträge beliefen sich pro Monat auf zirka 600 bis 700 Mark. Als die Gestapo im Jahr 1936 durch Hans Prawitt, einem verhafteten und sodann geistig verwirrten Mitglied des Kampfbundes, auf die Widerstandstätigkeit des ISK aufmerksam wurde, entschied sich Erna Mros gemeinsam mit einigen anderen Genossen für die sofortige Emigration. Um die Geschäftsführung des vegetarischen Lokals kümmerte sich fortan Karl Schneider. Ihm half Anna Kothe, bis die beiden ISK-Funktionäre ihrer Freiheit 1938 beraubt wurden. Die belastenden Aussagen von Prawitt hatten die Gestapo ans Ziel geführt.
Unterdessen gelangte Erna Mros nach Wien, saß dort vorübergehend wegen des Schmuggelns von anti-nationalsozialistischen Schriften im Gefängnis und erreichte schließlich über Paris, Südfrankreich und Portugal im Jahr 1941 die USA, wo sie mit Hilfe eines Rechtsanwaltes die Freilassung von Hans Kakies betrieb.Dieser hatte Deutschland ebenfalls verlassen müssen und war auf seiner Flucht in Kuba als mutmaßlicher Agent des NS-Regimes festgenommen worden. Aber Erna Mros konnte ihr Ansinnen durchsetzen: 1942 heiratete sie den zu Unrecht verdächtigten und aus der Haft entlassenen Kakies. Er hatte einst in Deutschland promoviert, musste sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Mühe unterziehen, einen weiteren, in den USA anerkannten Doktortitel zu erwerben, und war bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1957 als geachteter Psychologe im Dienste des kalifornischen Staates tätig. Nach dem Ableben ihres erst fünfzigjährigen Mannes eröffnete Erna Mros, die zwischenzeitlich als Lehrerin gearbeitet hatte, um 1960 eine Privatschule für Erzieherinnen mit dazugehörigem Kindergarten in Sacramento. Diese Einrichtung bestand mehr als 13 Jahre, obschon Erna Mros immer wieder von heftigen Depressionen geplagt wurde.
Literatur:
FuD, S. 110f
MW