Kohn, Reinhard

Kohn, Reinhard

* 03.03.1903 in Hamburg

† 01.01.1985 in Hamburg

Assessor, kaufm. Angestellter, Richter, Senatspräsident

– SAJ, SPD 1921-1933, Reichsbanner, SPD nach 1945

– 2 Monate Schutzhaft, Untersuchungshaft 1937 wg. Vorbereitung zum Hochverrat, 3 Monate Zwangsarbeit 1945

– Verlust des Arbeitsplatzes

Leben und Werk

Reinhard Kohn wuchs in Eilbek in einem wohlhabenden sozialdemokratischen Elternhaus auf. Der Großvater Joseph Berkowitz Kohn hatte 1899 zu den Gründungsmitgliedern des Konsum-, Bau- und Sparvereins "Produktion" gehört. Vater Leo verdiente als Prokurist überdurchschnittlich gut. Nach der bestandenen Abiturprüfung beabsichtigte Reinhard Kohn, Jura zu studieren. Doch in der Zeit der Inflation waren die finanziellen Möglichkeiten der Eltern eingeschränkt, so dass eine weiterführende Ausbildung zunächst nicht möglich war. Reinhard Kohn absolvierte deshalb eine Buchhalterausbildung in einer Im- und Exportfirma. Anschließend konnte er doch noch das Jurastudium an der Universität Hamburg aufnehmen. 1932 schloss er seine Ausbildung mit dem Assessor-Examen ab. Da eine seiner Qualifikation entsprechende Verwaltungsstelle nicht frei war, wurde er als Hilfsangestellter bei der Grundsteuerverwaltung der hamburgischen Finanzdeputation beschäftigt.
1930 heiratete er Gerda Böckmann und zog in die Lorichstraße in Barmbek-Nord. Reinhard Kohn gehörte der Sozialistischen Arbeiterjugend an, wurde 1921 Mitglied der SPD und trat später in das Reichsbanner ein. Während des Studiums war er Mitglied im Sozialistischen Studentenbund. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde erauf der Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wegen seiner "nichtarischen Abstammung" und wegen seiner SPD-Mitgliedschaft am 31. August 1933 entlassen. Vater Leo Kohn war jüdischer Abstammung und Sohn Reinhard nach der NS-Terminologie damit "Halbjude". Als aktives SPD- und Reichsbannermitglied geriet er schon bald ins Visier der Polizei. Zweimal erschien der Leiter der örtlichen Polizeiwache Hartzlohplatz in der Wohnung, führte eine Hausdurchsuchung durch und beschlagnahmte Bücher.
Nach seiner Entlassung war Reinhard Kohn bis zum 14.April 1934 arbeitslos,dann erhielt er eine Anstellung bei Firma Sander halbtags, wechselte aber am 20.04.1936 als Fakturist zu der Fa. Theiner u. Janowitzer.. Ehefrau Gerda hatte nach der Geburt der Tochter 1933 ihre Arbeit aufgegeben.. Trotz der Unterstützung durch Vater Leo reichte das Geld nicht, um die komfortable Wohnung halten zu können. So zog die Familie in eine günstigere Genossenschaftswohnung in den Von-Elm-Hof im Mildestieg. Im Genossenschaftsblock wohnten viele Sozialdemokraten und die Gestapo erschien häufiger zu nächtlichen Razzien. Reinhard Kohn beteiligte sich an illegalen Aktivitäten und spendete Geld für inhaftierte Genossen. Als der Gestapo eine Liste mit Spendernamen in die Hände fiel, wurde er zusammen mit fünf anderen Sozialdemokraten am 11. Mai 1937 unter dem Vorwurf der Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet. Unter den Gefangenen befand sich auch Wilhelm Tippe, der bereits mehrmals verhaftet und misshandelt worden war. Mit ihm hatte Reinhard Kohn in Verbindung gestanden. Tippe starb am 30. Mai 1937 im Untersuchungsgefängnis. Da er der einzige Belastungszeuge war, wurde das Verfahren eingestellt und die Männer am 12. Juli 1937 entlassen. Um der weiteren Beobachtung durch die Nazis zu entgehen, zog Familie Kohn noch im gleichen Jahr in den Rübenkamp.
Zwar hatte der jüdische Arbeitgeber von Reinhard Kohn die Familie während der Haftzeit unterstützt, doch nach der Entlassung am 7.5.1937 war an eine Weiterbeschäftigung nicht zu denken.Er war bis zum 31.01.1938 arbeitslos, erhielt dann eine Stelle als Kontorist bei Gustav Schmidt & Co., diese wurde unterbrochen,  als er vom 18.01.1945 bis 24.4.1945 als "jüdischer Mischling" beim Aufräumungsamt dienstverpflichtet wurde. 1930 heiratete er Gerda Böckmann und zog in die Lorichstraße in Barmbek-Nord. Reinhard Kohn gehörte der Sozialistischen Arbeiterjugend an, wurde 1921 Mitglied der SPD und trat später in das Reichsbanner ein. Während des Studiums war er Mitglied im Sozialistischen Studentenbund. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde erauf der Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wegen seiner "nichtarischen Abstammung" und wegen seiner SPD-Mitgliedschaft am 31. August 1933 entlassen. Vater Leo Kohn war jüdischer Abstammung und Sohn Reinhard nach der NS-Terminologie damit "Halbjude". Als aktives SPD- und Reichsbannermitglied geriet er schon bald ins Visier der Polizei. Zweimal erschien der Leiter der örtlichen Polizeiwache Hartzlohplatz in der Wohnung, führte eine Hausdurchsuchung durch und beschlagnahmte Bücher.
Nach seiner Entlassung war Reinhard Kohn bis zum 14.April 1934 arbeitslos,dann erhielt er eine Anstellung bei Firma Sander halbtags, wechselte aber am 20.04.1936 als Fakturist zu der Fa. Theiner u. Janowitzer.. Ehefrau Gerda hatte nach der Geburt der Tochter 1933 ihre Arbeit aufgegeben.. Trotz der Unterstützung durch Vater Leo reichte das Geld nicht, um die komfortable Wohnung halten zu können. So zog die Familie in eine günstigere Genossenschaftswohnung in den Von-Elm-Hof im Mildestieg. Im Genossenschaftsblock wohnten viele Sozialdemokraten und die Gestapo erschien häufiger zu nächtlichen Razzien. Reinhard Kohn beteiligte sich an illegalen Aktivitäten und spendete Geld für inhaftierte Genossen. Als der Gestapo eine Liste mit Spendernamen in die Hände fiel, wurde er zusammen mit fünf anderen Sozialdemokraten am 11. Mai 1937 unter dem Vorwurf der Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet. Unter den Gefangenen befand sich auch Wilhelm Tippe, der bereits mehrmals verhaftet und misshandelt worden war. Mit ihm hatte Reinhard Kohn in Verbindung gestanden. Tippe starb am 30. Mai 1937 im Untersuchungsgefängnis. Da er der einzige Belastungszeuge war, wurde das Verfahren eingestellt und die Männer am 12. Juli 1937 entlassen. Um der weiteren Beobachtung durch die Nazis zu entgehen, zog Familie Kohn noch im gleichen Jahr in den Rübenkamp.
Zwar hatte der jüdische Arbeitgeber von Reinhard Kohn die Familie während der Haftzeit unterstützt, doch nach der Entlassung am 7.5.1937 war an eine Weiterbeschäftigung nicht zu denken.Er war bis zum 31.01.1938 arbeitslos, erhielt dann eine Stelle als Kontorist bei Gustav Schmidt & Co., diese wurde unterbrochen,  als er vom 18.01.1945 bis 24.4.1945 als "jüdischer Mischling" beim Aufräumungsamt dienstverpflichtet wurde. Bis zum 31.10.1945 war er weiter bei Gustav Schmidt & co. tätig.Am 1. November 1945 wurde Reinhard Kohn als wissenschaftlicher Angestellter in der Baubehörde eingestellt. Im darauf folgenden Jahr wechselte er in die Arbeits- und Sozialbehörde. Schließlich übernahm er die Leitung des Versicherungsamtes der Eigenunfallversicherung. Mit der Wiedereinrichtung der Landessozialgerichtsbarkeit 1954 wurde Reinhard Kohn zum Senatspräsidenten und stellvertretenden Präsidenten am Landessozialgericht berufen.
Die richterliche Tätigkeit führte zu Zurückhaltung in der politischen Arbeit, dafür engagierte sich Reinhard Kohn in der Arbeiterwohlfahrt, die ihn mehrmals als erfolgreichsten ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Bundesrepublik auszeichnete. In der Parteiarbeit war Ehefrau Gerda aktiv. Über Jahrzehnte, zuletzt als Ortsausschussvorsitzende, gestaltete sie die Kommunalpolitik in Barmbek mit. Später übernahm Gerda Kohn den örtlichen AWO-Distrikt und kümmerte sich um die Altenarbeit. Für ihr soziales Engagement wurden Gerda und Reinhard Kohn 1984 mit der "Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes" ausgezeichnet.

Literatur:
Reinhard Saloch/Dieter Thiele: Gerda Kohn – Ein tätiges Leben, Hamburg 1995; FuD, S. 88f; Verfolgung S. 48ff.
HM

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