Kleist, Joachim

Kleist, Joachim

* 13.10.1913 in Hamburg

† 07.03.1960 in Hamburg

Bürovorsteher bei einem Rechtsanwalt, Direktor der Bürgerschaftskanzlei

– SAJ 1925, SPD 1932/33, Reichsbanner, SPD ab 1946, Distriktsschriftführer, MdBü

– 7 Monate KZ Untersuchungshaft Fuhlsbüttel 1934, 1 Jahr Gefängnis Wolfenbüttel 1935 wg. Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Schacht und Genossen)

– Verlust des Arbeitsplatzes

Leben und Werk

Joachim Kleist besuchte die Volksschule in der Laeiszstraße. Bereits mit 13 Jahren schloss er sich der sozialdemokratischen Kinderorganisation "Die Falken" an. Anschließend war er in der Sozialistischen Arbeiterjugend aktiv, wo er seine spätere Frau Marie Kelle kennen lernte. 1928 wurde er Gewerkschaftsmitglied und 1932 trat er in die SPD und das Reichsbanner ein. Nach der Volksschule begann Joachim Kleist 1928 eine Ausbildung als Anwaltsgehilfe bei den Rechtsanwälten Dres. Wessig und Mueller. Hier war er auch nach der Ausbildung bis zu seiner Verhaftung tätig. Von 1929 bis 1932 bildete er sich an der Volkshochschule weiter.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nahmen Joachim Kleist und seine Verlobte an der illegalen Arbeit einer Gruppe von ehemaligen Mitgliedern des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD) teil. Er beteiligte sich aktiv an der Herstellung und Verbreitung von Flugblättern. Marie Kelle führte Kurierdienste aus und deponierte unmittelbar vor dem Zugriff der Gestapo zur Weiterverbreitung bestimmtes illegales Material am Sievekingsplatz. Im Mai 1934 wurde die gesamte KJVD-Organisation aufgedeckt. Als Joachim Kleist am 31. Mai verhaftet wurde, nahm er alle Anschuldigungen auf sich und verschonte seine Verlobte damit vor einer Inhaftierung. Nach seiner Einlieferung in das KZ Fuhlsbüttel wurde er mit dem Ochsenziemer, mit Faustschlägen, mit Fußtritten und durch Nahrungsentzug misshandelt. Am 19. Januar 1935 wurde Joachim Kleist wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Zugute kam ihm, dass er zur Tatzeit noch nicht volljährig gewesen war. Seine Strafe verbüßte er bis zum 16. Januar 1936 im Gefängnis Wolfenbüttel.

Nach seiner Entlassung wurde Joachim Kleist wieder von seinem früheren Arbeitgeber beschäftigt, allerdings nur halbtags. Als er am 1. April 1936 zu einer Bäckereigroßeinkaufsgesellschaft wechseln wollte, wurde er gleich nach der Arbeitsaufnahme aus politischen Gründen fristlos entlassen. Vermutlich hatte das Arbeitsamt eine Zuweisung verweigert. Erneut konnte er wieder bei den Rechtsanwälten Wessig und Mueller arbeiten.

Die Familie sah sich weiterhin den Drangsalierungen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Der als Jude verfolgte Stiefvater nahm sich 1939 das Leben.

Nachdem aus dem Kreis der Mitverurteilten die ersten bereits zum Bewährungsbataillon 999 eingezogen worden waren, meldete sich Joachim Kleist zur Wehrmacht, um dem Strafbataillon zu entgehen. Am 3. Dezember 1940 wurde er zur Infanterie eingezogen. Im Oktober 1946 kehrte er aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück und nahm wieder seine Tätigkeit in der Rechtsanwaltskanzlei als Bürovorsteher auf.

Joachim Kleist beteiligte sich am demokratischen Aufbau. Er gehörte dem SPD-Kreisvorstand Mitte an und wurde 1958 zum Beisitzer im SPD-Landesvorstand gewählt. 1949 kandidierte Joachim Kleist erfolgreich für die Hamburgische Bürgerschaft und für die Bezirksversammlung Mitte. 1951 schied er als Bezirksabgeordneter aus und 1958 legte er sein Bürgerschaftsmandat nieder, um das Amt des Direktors der Bürgerschaftskanzlei zu übernehmen.
Literatur:
FuD, S. 86f

HM

Kommentare sind geschlossen.