Keilhack, Irma (geb. Schweder)

Keilhack, Irma (geb. Schweder)

* 25.01.1908 in Hamburg

† 03.06.2001

Sekretärin, kaufm. Angestellte, Senatorin

– SAJ 1924, SPD 1929–1933, ab 1945, Mitglied des Landesvorstandes, MdBü, MdB

– 11 Tage Schutzhaft Hamburg 1933

– Verlust des Arbeitsplatzes, Polizeiaufsicht

Leben und Werk

Irma Keilhack wuchs in einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie auf. Der Vater war kurz nach der Jahrhundertwende aus einem mecklenburgischen Dorf gekommen und hatte zunächst als Hafenarbeiter Beschäftigung gefunden.

Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Irma Keilhack eine Ausbildung als Büroangestellte. Sie wurde Mitglied des Zentralverbands der Angestellten und schloss sich 1924 der sozialdemokratischen Kinderfreundebewegung an. Zwei Jahre später erfolgte der Eintritt in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) und in die SPD. 1929 besuchte Irma Keilhack einen Lehrgang an der Heimvolkshochschule Tinz. Anschließend wurde sie Mitarbeiterin des damaligen SPD-Landesvorsitzenden Karl Meitmann und arbeitete in der Parteizentrale in der Theaterstraße. Als am 10. Mai 1933 reichsweit die bereits erwartete Beschlagnahmung des Parteivermögens erfolgte, befand sich Irma Keilhack wie vereinbart allein im Parteibüro. Geld und Parteidokumente waren zuvor in Sicherheit gebracht worden. Die Parteiangestellte war auch am 16. Juni 1933 auf der Parteivorstands- und -ausschusssitzung im Redaktionsgebäude des "Hamburger Echo” in der Fehlandstraße anwesend, als die Gestapo das Haus besetzte und die Teilnehmer verhaftete. Die Adressenlisten von Vertrauensleuten, die Irma Keilhack dabei hatte, wurden von den Verhafteten aufgegessen, um weitere Verhaftungen zu verhindern. Mit dem "Kommando zur besonderen Verfügung" wurden die Gefangenen in das Gestapo-Hauptquartier an der Stadthausbrücke gebracht. Irma Keilhack wurde in das Untersuchungsgefängnis überführt und nach elf Tagen zusammen mit drei weiteren Frauen entlassen.

Umgehend beteiligte sie sich an der illegalen Arbeit. So versuchte sie, die in den Parteiorganisationen noch vorhandenen Gelder für Anwaltskosten von Verhafteten, für in Not geratene Angehörige von Inhaftierten und für die Flucht von Gefährdeten zu mobilisieren. Auch beteiligte sie sich an der Beobachtung von politischen Prozessen, um bei weiteren Verhaftungen über die Kenntnisse der Gestapo informiert zu sein.

Irma Keilhack war nach dem Verbot der SPD arbeitslos. Sie fing an, Haushaltswäsche zu verkaufen, und nutzte die Kundenbesuche, um Nachrichten unter Sozialdemokraten auszutauschen. Dann gelang es ihr, bei einer englisch-jüdischen Niederlassung für Büromaschinen eine Anstellung zu finden. Anschließend arbeitete sie bei einer jüdischen Firma für Autozubehör. Von 1938 bis 1943 war sie mit ihrem Ehemann Adolf Keilhack, den sie 1935 geheiratet hatte, in der Haus- und Grundstücksverwaltung selbstständig tätig.

Irma und Adolf Keilhack hielten weiterhin Kontakt zu früheren Mitgliedern der Jungsozialisten- Gruppe. Gemeinsam wurden die "Hamburger Wanderfreunde" unter dem Dachverband des Norddeutschen Wanderbundes gegründet, damit bestand die Möglichkeit, unverdächtige Treffen, Wanderungen und Fahrten durchzuführen.

Nach dem Ende der NS-Diktatur beteiligte sich Irma Keilhack am demokratischen Aufbau. 1949 wurde sie in den Deutschen Bundestag gewählt, dem sie bis Januar 1962 angehörte. Im Dezember 1961 trat sie als Jugendsenatorin die Nachfolge von Paula Karpinski an. Auch für Ernährung und Landwirtschaft war sie zeitweise zuständig. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Senat 1970 übernahm sie ehrenamtlich die Leitung der Verbraucherzentrale. Der Bürgerschaft gehörte sie von 1966 bis 1974 an. Auch in der Partei übte sie zahlreiche Funktionen aus. 1946/47 sowie von 1966 bis 1970 war sie Mitglied des Landesvorstandes. Sie gehörte dem SPD-Parteivorstand in Bonn von 1958 bis 1970 an und war Distriktsvorsitzende in Berne.

Literatur:
Irma Keilhack [autobiographischer Bericht], in: Frauen im Faschismus. Frauen im Widerstand. Hamburger Sozialdemokratinnen berichten, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Hamburg [1980], S. 31-34; FuD, S. 83f; HB, Bd. 4, S. 186f; Echo-Versammlung, S. 47f; Verfolgung S. 52f.

HM

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