Jäger, Max

Jäger, Max

* 03.11.1882 in Herda
† 08.02.1959 im Kreis Eisenach

Schaffner, Betriebsratsvorsitzenden, Gastwirt, Personalchef

Fotos

 – SPD 1900,

 – Mitglied der Bürgerschaft,

 – Verlust des Arbeitsplatzes,

 – nach 1945: Mitglied der Bürgerschaft,

 – Personalchef bei der Hamburger Hochbahn

Leben und Werk

Max Jäger trat 1900 in die SPD ein und kam 1905 nach Hamburg. Hier fand er eine Beschäftigung als Schaffner bei der Straßenbahngesellschaft, später wurde er von der Hamburger Hochbahn übernommen. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Der gewerkschaftlich organisierte Max Jäger wurde nach der Revolution Betriebsratsvorsitzender bei der Hochbahn. 1924 wurde er in den Aufsichtsrat des Verkehrsunternehmens berufen. Von 1927 bis 1931 und von 1932 bis 1933 war er Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Max Jäger als Sozialdemokrat auf der Grundlage des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen und war zunächst arbeitslos, bis er sich im Dezember 1933 als Gastwirt selbstständig machte. Seine Gaststätte in der Wendenstraße war ein beliebter Treffpunkt für Oppositionelle. Der Ortsausschuss Hamburg des Deutschen Gewerkschaftsbundes berichtete darüber nach 1945: „Wieviel ‚Hochverrat‘ hat allein unser Freund Max Jäger auf sich geladen. Seine Kneipe in der Wendenstraße wäre ein wahres Eldorado für die Gestapo gewesen. Hier hätte sie fast laufend ‚Hochverräter‘ ausnehmen können.“ Max Jäger stand nach eigenen Angaben unter ständiger Aufsicht der Gestapo.
Nach dem Ende des Krieges kehrte Max Jäger zusammen mit dem früheren Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Hochbahn, Dr. Wilhelm Stein, und Vorstandsmitglied Dr. Wilhelm Mattersdorf, der wegen seiner jüdischen Herkunft verfolgt worden war, zurück an die Spitze der Hochbahn. Jäger übernahm wieder das Amt des Betriebsratsvorsitzenden und war zugleich als Personalreferent Mitglied des Vorstands der Hamburger Hochbahn. Er gehörte als Gewerkschaftsvertreter der Ernannten Bürgerschaft von Februar bis Oktober 1946 an. In dieser Zeit wirkte er im Haushaltausschuss mit.
Ende Mai 1947 wurde Max Jäger von der britischen Militärregierung als Leiter der Straßen- und Kleinbahn-Berufsgenossenschaft eingesetzt. Er trat damit die Nachfolge von Friedrich Stanik an, der 1933 Vorstandsvorsitzender der Hochbahn geworden war und als Staatsrat, Gauinspektor und Stellvertreter des Gauleiters zu den führenden NSDAP-Funktionären in Hamburg zählte. Stanik hatte nicht nur die Unternehmenskultur der Hochbahn mit der nationalsozialistischen Ideologie infiltriert, sondern auch die Verwaltungsarbeit und die innere Organisation der Berufsgenossenschaft an ihr ausgerichtet. Max Jäger bemühte sich, nachdem er die Nachfolge Staniks angetreten hatte, die als NSDAP-Mitglieder entlassenen Mitarbeiter dauerhaft von der Berufsgenossenschaft fernzuhalten. Einem ehemaligen NSDAP-Parteiaktivisten, der um eine Wiedereinstellung nachsuchte, ließ er nach der Befragung der Beschäftigten mitteilen: „Nach übereinstimmendem Urteil dieser Angestellten waren Sie der tätigste Nationalsozialist der ganzen Verwaltung, haben intensivste Propaganda für die N.S.D.A.P. getrieben und Ihre Kollegen unter politischen Druck gesetzt, wo Sie nur konnten. Keiner dieser Angestellten würde Verständnis dafür aufbringen, wenn Ihr altes Dienstverhältnis zur Verwaltung jetzt wieder hergestellt werden würde.“
Als die Verwaltung die Wiedereinstellung von Mitarbeitern befürwortete, die zwar der NSDAP angehört hatten, im Rahmen der Entnazifizierung aber als unbelastet eingestuft worden waren, lehnte Max Jäger ab und schrieb an den Betriebsratsvorsitzenden: „Persönlich möchte ich Ihnen noch sagen, dass ich es geradezu als eine Störung des Arbeitsfriedens betrachte, wenn ein Betriebsrat sich in der vorliegenden Form für einen alten Nazi einsetzt und glaubt, darüber hinaus der Geschäftsführung irgendwelche Vorwürfe […] machen [zu können]. Es ist nicht Aufgabe des Betriebsrats, mir vorzuschreiben, in welcher Form ich die Suche um Wiedereinstellung usw. zu beantworten gedenke.“
In dem konkreten Fall wurde eine Klage auf Wiedereinstellung vor dem Arbeitsgericht Lübeck gegen die Berufsgenossenschaft 1949 abgewiesen. Zwei Jahre später musste Jäger dem Wiedereinstellungsgesuch derselben Person schließlich doch stattgeben. Das Entnazifizierungsschlussgesetz, das in Verbindung mit Artikel 131 des Grundgesetzes allen, die nicht in die Kategorie I – Hauptschuldige und II – Schuldige – fielen, die Rückkehr in den öffentlichen Dienst sicherte, war am 1. Juli 1951 in Kraft getreten.
Jäger schied zum 31. März 1953 bei der Hochbahn aus. Im Mai 1953 beendete er seine Tätigkeit als Leiter der Berufsgenossenschaft.
Max Jäger starb am 8. Februar 1959.
Literatur:
Verfolgung S. 93f
HM

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