Hencke, Arnold

Foto Hencke, Arnold

Hencke, Arnold

* 02.09.1915 in Hamburg

† 10.01.2003 in Hamburg

Maschinenschlosser, Erzieher, Lehrer

- SAJ 1929–1933,Gruppenleiter, SPD 1932/33,
ab 1945 Kreisvorsitzender der Falken

- 2 Jahre 6 Monate Schutzhaft KZ Fuhlsbüttel,
Untersuchungshaft Hamburg, Gefängnis Hahnöfersand 1935–1937 wg. Vorbereitung zum Hochverrat
(Prozess Hencke und Genossen)

- Berufsschaden

Leben und Werk

Arnold Hencke wurde in Eimsbüttel in einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie geboren. Von 1922 bis 1929 besuchte er die Volksschule und anschließend bis 1932 den Oberbau der Schule Telemannstraße. Hier schloss er mit der Mittleren Reife ab. Einen weiteren Schulbesuch konnte der Vater dem begabten Sohn nicht finanzieren. Anschließend begann Hencke eine Ausbildung als Maschinenbauer. Im Alter von 14 Jahren wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ),1932 trat er in die SPD, Distrikt Eimsbüttel-Nord ein. Schon mit 16 Jahren war Hencke in der SAJ als Gruppenleiter tätig.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gehörte Hencke zu denjenigen, die trotz des Verbots der SAJ den organisatorischen Zusammenhalt durch Treffen und gemeinsame Ausfahrten aufrecht erhielten. Beliebtes Ziel der Eimsbüttel SAJler war der Sunderhof bei Harburg, wo es Übernachtungsmöglichkeiten gab. Auf einer dieser Fahrten sangen die Jugendlichen: "Hitler an den Galgen, Papen an die Wand, Hugenberg ins Zuchthaus, dann ist Ruh im deutschen Land". Offensichtlich wurde die Gruppe angezeigt, denn auf dem Rückweg wurden die Jugendlichen in der Höhe von Sinstorf von der Polizei in Empfang genommen und mit einem Mannschaftswagen in das Gefängnis des Amtsgerichts Harburg gebracht. Einen Tag und eine Nacht wurden sie festgehalten. Bei der späteren Gerichtsverhandlung erhielten die Teilnehmer eine Geldstrafe.

Hencke beteiligte sich an der illegalen Arbeit der Eimsbüttler SAJ um Julius Willemsen und Friedrich Börth. Er übernahm Kurierdienste und brachte vor allem aus dem Ausland kommende illegale Schriften zur Weiterverbreitung nach Uetersen. Etwa zweieinhalb Stunden benötigte er mit dem Fahrrad um die 60 Kilometer Hin- und Rückfahrt zu bewältigen. Bei den Kurierfahrten startete er gegen zwei Uhr morgens in Eimsbüttel, so dass er kurz vor fünf Uhr wieder zu Hause war, um rechtzeitig am Arbeitsplatz zu erscheinen. Im November 1934 beschloss die SAJ-Gruppe unter dem Titel "Vorwärts und nicht vergessen" eine eigene Broschüre herauszugeben. Im Januar 1935 setzten die Verhaftungen ein. Am Vormittag des 25. Januar 1935 holte die Gestapo Hencke am Arbeitsplatz ab. Am Tag darauf wurde Friedrich Börth verhaftet. In dem anschließenden Prozess wurden zwölf SAJler zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Unmittelbar nach seiner Verhaftung war Hencke schwersten Misshandlungen ausgesetzt, bei denen ihm Zähne ausgeschlagen wurden. Er erkrankte schwer und lag mit einer Vereiterung der Kiefer- und Nasenhöhlen im Zentralkranken haus des Zuchthauses. Bis zum 7. August 1935 wurde er im KZ Fuhlsbüttel gefangen gehalten, dann erfolgte die Überführung in das Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis. Das Hanseatischen Oberlandesgericht verurteilte Hencke am 5. November 1935 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Seine Strafe verbüßte er bis zum 28. Juli 1937 im Jugendgefängnis Hahnöfersand. Anschließend kam er erneut ins KZ Fuhlsbüttel, eine Maßnahme, die wie in anderen Fällen die Überführung in das KZ Sachsenhausen bedeutete. Arnold Hencke glaubte, dass mehrere Vorsprachen seiner Mutter ihn davor bewahrten. Am 30. Juli 1937 wurde er "auf Probe" entlassen.

Zwar konnte er seine Ausbildung in seinem alten Betrieb fortsetzen, doch litt er noch längere Zeit an Verfolgungswahn und seine Gesundheit war so angeschlagen, dass er bald nach seiner Freilassung an einer Rippenfell- und Lungenentzündung erkrankte. Durch seinen SAJ-Freund Gustav Girlich kam Hencke 1939 zur Turnerschaft "Armin" von 1893. Von dem deutschnational eingestellten Vorstand und einem NSDAP-Sportwart geduldet, trieb er mit sechs anderen politisch Vorbestraften Sport und widmete sich der Jugendarbeit. In einem zuverlässigen Kreis wurden gesellschaftspolitische Themen und Tagesfragen diskutiert, verbotene Literatur gelesen und Lieder der Arbeiterbewegung gesungen.

Nach dem Krieg beteiligte sich Arnold Hencke am demokratischen Aufbau. Der Wiederaufbau der SAJ scheiterte an den Vorgaben der britischen Besatzungsmacht, die zunächst keine parteigebundenen Jugendorganisationen zulassen wollte. Im Sommer 1945 wurde deshalb die unabhängige Hamburger Arbeiterjugend gegründet und Arnold Hencke zum ersten Vorsitzenden gewählt. Nachdem Hencke ein Jahr ein Jugendwohnheim in Harburg geleitet hatte, entschied er sich für eine Ausbildung zum Volksschullehrer. Über viele Jahre hinweg engagierte er sich in dem Verein "Die Jugendweihe Hamburg", der ihn zum Ehrenvorsitzenden wählte.

1987 gehörte Arnold Hencke zu denen, die die "Gedenkstätte Konzentrationslager und Strafanstalten Fuhlsbüttel 1933-1945" einweihten. Bis kurz vor seinem Tod stand er dort als Zeitzeuge zur Verfügung, um an den Widerstand und die Verfolgung während der NS-Zeit zu erinnern. In Anerkennung seiner ehrenamtlichen Tätigkeit wurde ihm 1995 vom Hamburger Senat die "Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes in Silber" verliehen. Die Bezirksversammlung Hamburg-Nord zeichnete ihn im Jahr 2001 mit der Ehrennadel als Anerkennung für die geleistete Arbeit gegen das Vergessen des NS-Unrechts aus. Literatur:
FuD, S. 76f, Verfolgung S. 103; Tätigkeit, S. 70f

HM

Kommentare sind geschlossen.