Heiden, Karl

Heiden, Karl

* 07.07.1908 in Hamburg

Zimmerer

- ISK 1928–1933, SPD ab ca. 1949

- Emigration nach Dänemark, Holland, Frankreich 1936,
illegal gelebt in Frankreich 1940-1944, Berufsschaden

Leben und Werk

Karl Heiden war Zimmerer und besuchte in seiner Freizeit regelmäßig politische Versammlungen. Gleich nach dem Schulabschluss hatte er zur Arbeiter-, Turn- und Sportjugend gefunden. Außerdem erweiterte Heiden seine Bildung in den Kursen der SAJ und in der Gewerkschaftsjugend. Veranstaltungen der SPD waren für den wissbegierigen Handwerker zwar ebenfalls von Interesse, politische Aktivität entfaltete er jedoch im Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK), dem er sich 1929 anschloss. Da Heiden infolge der Wirtschaftskrise gegen Ende der Weimarer Republik über Jahre hinweg arbeitslos war, hatte er genügend Zeit, um sich für seine Partei ehrenamtlich zu engagieren. Frühmorgens stand er im Elbtunnel und verkaufte das ISK-Organ "Der Funke", dann zog er mit den Zeitungen von Haus zu Haus oder versuchte, sie in Kneipen loszuwerden.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehörte Karl Heiden zu einer illegalen Fünfergruppe des Kampfbundes. Er betätigte sich als Kurier für regimekritisches Material, das er am U-Bahnhof Mundsburg oder in der Seifenhandlung seines Genossen Curt Bär erhielt. Zuweilen standen diese konspirativen Treffen kurz vor der Entdeckung, so dass Heiden über Hinterhöfe fliehen musste. Im Sommer 1936 geriet die Widerstandsarbeit des ISK vollends in das Visier der Geheimen Staatspolizei. Hans Prawitt, ein an sich äußerst zuverlässiger, aber nach wochenlanger Haft zunehmend psychisch labiler Genosse, hatte ein umfassendes Geständnis abgelegt. Etliche Mitglieder des Kampfbundes befanden sich in höchster Gefahr. Heiden wurde durch einen Kassiber des bereits verhafteten Curt Bär gewarnt und konnte gerade noch rechtzeitig in die Niederlande fliehen. Schließlich reiste er über Belgien nach Frankreich.

Heiden nahm Kontakt zu einem internationalen Flüchtlingskomitee auf und bekam von einer französischen Sozialistin einen kleinen Raum zur Verfügung gestellt. Eine langfristige Aufenthaltsgenehmigung war nicht zu erwirken, so dass Heiden permanent fürchtete, ausgewiesen zu werden. Trotzdem setzte er seine Widerstandsarbeit gemeinsam mit gleichfalls emigrierten Genossen fort. Er sprach auf öffentlichen Versammlungen über die Verbrechen des Nationalsozialismus und verfasste Flugblätter, die nach Deutschland geschmuggelt wurden. Als Heiden bei einer Straßen-Razzia ohne gültige Papiere angetroffen wurde, offerierten ihm die Franzosen, in die Fremdenlegion zu gehen. Er lehnte ab und wurde zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges kam Heiden in ein Internierungslager bei Paris, später nach Orléans und Südfrankreich, bis er sich angesichts der näher rückenden Front und mit Erlaubnis des Lagerkommandanten absetzen durfte. Heiden schlief nächtelang im Wald und schlug sich ohne Geld, Papiere und ausreichende Sprachkenntnisse durch. Häufig fand er bei mutigen Landwirten Unterschlupf. Er half bei der Ernte und wurde dafür ernährt. Die Lebensverhältnisse auf den Bauernhöfen waren primitiv. Heiden trug Hosen, die er sich aus zwei Kornsäcken genäht hatte. Schlimmer war die Furcht, von den immer weiter nach Frankreich vordringenden deutschen Truppen aufgegriffen oder bei der Gestapo denunziert zu werden.

Bis zum Kriegsende wussten die Eltern von Karl Heiden nicht, wo sich ihr Sohn aufhielt und ob er überhaupt noch lebte. Heiden kehrte erst im April 1948 nach Deutschland zurück und betätigte sich bis ins hohe Alter in der SPD und deren Umfeldorganisationen.

Literatur: Heiden, Karl: Erinnerungen eines Widerstandskämpfers. Aufgezeichnet von Nora Walter [1994], in: Lemke-Müller, Sabine [Hg.]: Ethik des Widerstands. Der Kampf des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) gegen den Nationalsozialismus. Quellen und Texte zum Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945. Bonn 1996, S. 353-360; FuD, S. 74f.

MW

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