Häußler, Wilhelm

Häußler, Wilhelm

* 18.04.1907 in Hamburg

† 22.03.1945 im Nebenlager
Wilhelmsburg des KZ Neuengamme durch Bombenangriff

Kaiarbeiter, Zimmermann

- SAJ 1924/25, SPD 1925–1933, Reichsbanner

- 8 Jahre 10 Monate Untersuchungshaft Fuhlsbüttel,
Zuchthaus Bremen-Oslebshausen, KZ Fuhlsbüttel,
Neuengamme 1936–1945 wg. Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Häussler und Genossen)

- Ehrverlust, Verlust des Arbeitsplatzes, Berufsschaden

- Organisator des illegalen Reichsbanners in Barmbek

Leben und Werk

Willi Häußler wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus auf. Der Vater arbeitete im Hafen. Willi Häußler war Mitglied der Kinderfreunde und der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). 1925 trat er in die SPD ein und wurde Mitglied des Reichsbanners.

Nach dem Besuch der Volksschule begann Häußler eine Ausbildung als Zimmerer, die er jedoch abbrach. Von 1928 bis 1933 war er als Kaiarbeiter bei der Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft beschäftigt. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde ihm am 8. Juli 1933 aus politischen Gründen gekündigt. Bis zu seiner Verhaftung 1936 blieb er arbeitslos.

Willi Häußler beteiligte sich an der illegalen Arbeit der Hamburger SPD. Als im Oktober/November 1934 die illegale Parteileitung um Walter Schmedemann, zusammen mit etwa 100 Sozialdemokraten der in ganz Hamburg bis nach Altona operierenden Widerstandsorganisation, verhaftet wurde, setzte Häußler die Arbeit der verbotenen SPD in Barmbek fort. Er beteiligte sich an der zuvor von Schmedemann festgelegten Taktik, im Falle der Verhaftung von führenden Personen die Herausgabe des illegalen Materials noch zu steigern, um die Gefangenen zu entlasten. Anderthalb Jahre konnte Häußler die sozialdemokratische Widerstandsarbeit fortführen. Dabei stützte er sich auf frühere Barmbeker Reichsbannerleute. Häußler, der in der Pestalozzistraße am Barmbeker Bahnhof wohnte, hatte selbst der örtlichen Schutzformation 11 (Schufo 11) des Reichsbanners angehört. Engen Kontakt unterhielt Häußler zu den Brüdern Otto und Peter Hass, die auf dem Dulsberg wohnten. Otto Hass hatte 1933 die Führung der illegalen Reichbannergruppe Schufo 11 übernommen, die zuvor unter der Leitung des sozialdemokratischen Polizeileutnants Otto Grot gestanden hatte. Peter Hass war nach eigenen Angaben "illegaler Funktionär der SPD" und "Mitglied des Restes, der noch in Freiheit befindlichen Exekutive der ver[bliebenen?]. Hamburger SPD". Peter Hass fungierte als Verbindungsmann und Kurier zum SPD-Auslandssekretariat in Kopenhagen. Er reiste wiederholt nach Dänemark und vermittelte Geldhilfen sowie Materialsammlungen nach Norddeutschland. Er stand in ständiger Verbindung mit Häußler.

Anfang Juni 1936 erschien die Gestapo in der Pestalozzistraße. Da Willi Häußler mit seiner Familie im Schrebergarten übernachtete, entging er zunächst der Verhaftung. Durch Nachbarn gewarnt, tauchte er sofort unter. Nacht für Nacht erschien die Gestapo bei der Ehefrau, um den Aufenthaltsort herauszubekommen. Sofort bereitete Peter Hass Häußlers Flucht nach Dänemark vor. Doch zwei Stunden vor der Abfahrt wurde Häußler am 13. Juni 1936 verhaftet. Die Brüder Hass setzten sich umgehend ab und begaben sich zwei Tage später ins dänische Exil.

Nach zwei Jahren Haft im KZ Fuhlsbüttel und im Untersuchungsgefängnis Hamburg wurde Willi Häußler am 13. Juni 1938 vom 2. Senat des Volksgerichtshofs wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens unter erschwerenden Umständen zu sechs Jahren Zuchthaus und sechs Jahren Ehrverlust verurteilt. Von der bereits zwei Jahre dauernden Haft wurden nur 14 Monate angerechnet. Der Todesstrafe war er entgangen, hatten doch alle Angeklagten die Hauptverantwortung für die illegale Arbeit auf Peter Hass abgeschoben. Dabei handelte es sich um damals übliche Absprachen, die in Sicherheit befindlichen Genossen zu belasten, um die Inhaftierten zu entlasten. Peter Hass wurde wegen Hoch- und Landesverrat in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Im Mittelpunkt des Prozesses stand die illegale Fortführung des Reichsbanners. Entgangen war den Ermittlungsbehörden offensichtlich, dass Häußler, unterstützt von Mitgliedern der früheren Schufo-Abteilungen, die illegale Arbeit der SPD fortgeführt hatte.

Nach der Verbüßung seiner Zuchthausstrafe in Bremen-Oslebshausen wurde Häußler nicht entlassen, sondern fortan als Schutzhäftling in Fuhlsbüttel gefangen gehalten, schließlich wurde er in das "Arbeitserziehungslager" Wilhelmsburg überführt. Walter Schmedemanns Bemühungen um seine Entlassung blieben erfolglos. Schmedemann berichtete später von Verbindungen zu einzelnen Personen der Staatspolizei. So kam es nach seiner erneuten Verhaftung im Rahmen der Aktion "Gewitter" im Anschluss an das Hitler-Attentat 1944 zu Gesprächen mit der Hamburger Gestapo-Führung über die damalige Situation. Vermutlich trat Schmedemann zu diesem Zeitpunkt an den früheren Kommandanten des KZ Fuhlsbüttel, Johannes Rode, heran, der 1943 die Lagerleitung in Wilhelmsburg übernommen hatte. Rode hatte von weiteren Bemühungen abgeraten, weil Häußler im Falle einer Freilassung sofort einem Bewährungsbataillon zugewiesen werden würde und damit einer noch größeren Gefahr ausgesetzt sei. Außerdem verwies Rode darauf, dass Häußler von ihm einen bevorzugten Posten im Lager erhalten habe.

Tatsächlich übte Willi Häußler im Wilhelmsburger Arbeitslager die Funktion des Lagerältesten aus. Als solcher verfügte er über einen eigenen Raum, der es ihm erlaubte, persönliche Gegenstände aufzubewahren. Dort hatte Häußler einen eigenen Radioapparat. Auch konnte ihn seine Ehefrau hier besuchen. Sie versorgte ihn noch Anfang März 1945 bei ihrer letzten Zusammenkunft angesichts des sich abzeichnenden Ende des NS-Regimes mit Geld, Lebensmittelkarten und Ausweisen. Trotz der privilegierten Stellung gab es für Häußler wie für die anderen Lagerinsassen keine ausreichenden Schutzmöglichkeiten bei Bombenangriffen. Nach Augenzeugenberichten benutzte Häußler als Brandschutzwart des Lagers einen ausgesteiften Erdbunker mit Sehschlitzen, der aber allenfalls Splitterschutz gewährte. Bei einem Luftangriff wurden große Teile des Lagers mit dem Erdbunker, in dem sich Häußler aufzuhalten hatte, zerstört. Der Totenschein lautete: "Bei Feindeinwirkung im Lager Wilhelmsburg am 22. März 1945 ums Leben gekommen."

Zum Gedenken an den Widerstandskämpfer gaben die Barmbeker Sozialdemokraten der 1947/48 als Parteihaus des SPD-Kreises XI an der Ecke Drosselstraße/ Hufnerstraße neu errichteten Holzbaracke den Namen "Willi-Häußler-Heim". Nach der Organisationsreform 1950 war hier für mehrere Jahre die Geschäftsführung des SPD-Kreises Hamburg-Nord untergebracht. In Hamburg-Lohbrügge wurde 1964 die Häußlerstraße nach ihm benannt.

Literatur: Willi Häussler 18. April 1907–22. März 1945, in: Annedore Leber: Das Gewissen steht auf, Berlin 1956, S. 86-88; FuD, S. 71f. HM

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