Girlich, Gustav

Girlich, Gustav

* 29.01.1914 in Hamburg
seit 18.03.1945 verschollen in Heiligenbeil/Ostpreußen

Buchdrucker, Schriftsetzer

– SAJ 1928–1933

– 1 Jahr 9 Monate Schutzhaft Fuhlsbüttel, Untersuchungshaft Hamburg,

Gefängnis Wolfenbüttel 1935–1937 wg. Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Hencke und Genossen)

Leben und Werk

Nach Erlangung der Mittleren Reife an der Oberbauschule Telemannstraße im Jahre 1930 begann Girlich eine Lehre zum Buchdrucker und Schriftsetzer, die er 1934 mit der Gesellenprüfung beendete. Einige Monate arbeitete er als Geselle bei seiner Lehrfirma Göppner, Friedensallee, bis er sich im Januar 1935 zum Arbeitsdienst meldete. Im Alter von 14 Jahren war Girlich in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) eingetreten. Später wurde er Leiter der Gruppe "Friedrich Ebert" im Distrikt Eimsbüttel. Die jungen Sozialisten schulten sich in der Lektüre der marxistischen Klassiker. Sie unternahmen Wanderfahrten in die nähere Umgebung

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten beschlossen die SAJler im Mai 1933 bei einer Zusammenkunft im "Sunderhof" bei Hittfeld, den Widerstandskampf aufzunehmen. Die Gruppe setzte die Ausflüge fort, die nun dem verbotenen Zusammenhalt und dem Informationsaustausch dienten. Auch verteilte sie illegale Schriften. Girlich erhielt sie von Friedrich Börth, Werner Korupp und anderen Genossen und gab sie weiter. Der Druck der Schriften wurde aus den weiterhin erhobenen Mitgliederbeiträgen finanziert. So zahlte auch Girlich 50 Pfennig monatlich in die geheime Parteikasse. Im Januar 1935 wurden die ersten drei Mitglieder der Eimsbüttler SAJ verhaftet. Daraufhin meldete sich Girlich zum Arbeitsdienst. Am 6. Juni 1935 erfolgte seine Verhaftung. Nach Untersuchungsgefängnis und Schutzhaft wurde er ins KZ Fuhlsbüttel verbracht. Im September 1935 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrat gegen Girlich und elf weitere Genossen. Am 5. November 1935 verurteilte das Hanseatische Oberlandesgericht Girlich zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und neun Monaten, die er im Gefängnis Wolfenbüttel verbüßte. Nach seiner Haftentlassung am 8. März 1937 war er lange arbeitslos und verdiente sein Brot mit Hilfsarbeiten, Putzen und Gartenarbeit, bis es ihm gelang, in der Druckerei Carl Blöß als Buchdrucker und Schriftsetzer unterzukommen.

In seiner Freizeit übernahm Girlich wieder das Amt des Gruppenleiters und Trainers im Sportverein "Armin". Dort trafen sich die jungen Sozialisten zum verbotenen Zusammenhalt und Informationsaustausch. 14 Tage nach seiner Hochzeit im April 1940 musste er als Soldat nach Frankreich, dann ohne Heimaturlaub nach Russland. Erst nach drei Jahren erhielt Girlich 14 Tage Urlaub. Kurz vor Kriegsende wurde er zum Obergefreiten befördert, seit der Einkesselung durch die sowjetische Armee in der Gegend um Heiligenbeil/Ostpreußen ist Girlich verschollen.
Literatur:
FuD, S. 65f

GS

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