Ehrlich, Georg

Ehrlich, Georg

* 01.08.1940 in Altona
† 04.05.1994

Buchbinder, Angestellter bei der Sozialbehörde

– SPD 1923-1933, Helfer bei den Kinderfreunden, Bildungsausschuss Altona, Reichsbanner, SPD ab 1945, Distriktsvorsitzender, MdBü

– 2 Jahre 3 Monate Schutzhaft Fuhlsbüttel, Untersuchungshaft Altona, Zuchthaus Rendsburg 1934

– 1937 wg. Vorbereitung zum Hochverrat
(Prozess Kessler und Genossen)

– Polizeiaufsicht, Ehrverlust

Leben und Werk

Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Georg Ehrlich den Beruf des Buchbinders. 1923 trat er in die SPD und die Gewerkschaft ein. Von 1927 bis 1933 war er als Helfer in der Kinderfreunde-Bewegung tätig. 1932 besuchte er sechs Monate die Heimvolkshochschule in Harrisleefeld bei Flensburg.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten baute Ehrlich mit Helmut Bossemeyer, Christian  Braasch und anderen in Altona eine illegale SPD-Gruppe auf. Insbesondere durch die Verteilung von Schriften und das Sammeln von Geldern für Familien von Inhaftierten sollte eine Organisationsstruktur am Leben erhalten werden. Ehrlich hatte Kontakt zu den führenden Widerstandskreisen um Walter  Schmedemann in Hamburg und Fritz Kessler in Altona.

Nachdem die illegale Parteiorganisation in Hamburg aufgedeckt worden war, wurden im November 1934 etwa 60 Sozialdemokraten in Altona verhaftet. Ehrlich wurde am 15. November 1934 in das KZ Fuhlsbüttel gebracht. Vom 26. Februar 1935 bis zur Verurteilung befand er sich im Untersuchungsgefängnis Hamburg. Ehrlich wurde am 26. November 1935 durch den III. Strafsenat des Kammergerichts Berlin wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus, ein Jahr Polizeiaufsicht und Aberkennung der Ehrenrechte auf drei Jahre verurteilt. Seine Strafe verbüßte er im Zuchthaus Rendsburg. Hier wurde er am 26. Februar 1937 entlassen. Seine Familie erhielt während dieser Zeit Unterstützung aus sozialdemokratischen Kreisen.

Bei der Entlassung von Ehrlich und Bossemeyer – bei dem Dritten handelte es sich vermutlich um Braasch – bewiesen die sozialdemokratischen Freunde Solidarität. Ehrlich erinnerte sich später: "Wir kamen zu dritt in Altona an. Viele Freunde holten uns mit Blumen vom Bahnhof ab. Ich wohnte damals in Lurup. Die kleine Dachwohnung war festlich hergerichtet. Der große Tisch war bedeckt mit herrlichen Geschenken, mit Blumen, Lebensmitteln und Süßigkeiten."

Nach 1945 beteiligte Georg Ehrlich am demokratischen Aufbau. Er übernahm 1945 den SPD-Distriktsvorsitz in Ottensen und wurde 1949 in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt. Er war bekannt für seine Zwischenrufe und erhielt für seine parlamentarischen Beiträge "wider den tierischen Ernst” von Pressevertretern einen Gartenzwerg. Beschäftigt war er als Verwaltungsangestellter in der Sozialbehörde.
Literatur:
FuD, S. 54; Verfolgung S. 95
HM

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