Davidsen, Heinrich

Foto Davidsen_Heinrich

Davidsen, Heinrich

* 06.10.1891 in Flensburg
† 02.07.1963 in Quickborn

Steuermann, Gewerkschaftssekretär

– SPD 1912–1933, Reichsbanner, SPD ab 1945, MdBü

– 2 Jahre 2 Wochen Untersuchungshaft,
Gefängnis Hamburg 1934–1936 wg. Vorbereitung zum Hochverrat
(Prozess Mertens und Genossen)

– Verlust des Arbeitsplatzes

Leben und Werk

Der Sohn eines Arbeiters fuhr nach dem Besuch der Volksschule ab 1906 zur See. Seinen Militärdienst leistete Heinrich Davidsen von 1911 bis 1913 bei der Kriegsmarine ab. Während des Ersten Weltkrieges besuchte er die Navigationsschule in Flensburg und erwarb 1916 das Kapitänspatent. Anschließend war er bis Kriegsende Kommandant eines Minensuchbootes.

Frühzeitig schloss er sich der Gewerkschaft an. Am 1. Juni 1907 trat er in den Zentralverband seemännischer Arbeiter Deutschlands ein. Von 1907 bis 1914, unterbrochen durch den Militärdienst, war er als Vertrauensmann seiner Gewerkschaft tätig. Davidsen wurde 1912 Mitglied der SPD und gehörte nach der Revolution von 1918 bis 1920 dem Flensburger Arbeiter- und Soldatenrat an. Ehrenamtlich übernahm er in seiner Heimatstadt 1919 die Leitung der Sektion der Hafenarbeiter des Deutschen Transportarbeiter-Verbands. Im darauf folgenden Jahr konnte er eine hauptamtliche Beschäftigung als Bevollmächtigter seiner Gewerkschaft in Swinemünde aufnehmen. 1921 wurde er für die SPD als unbesoldeter Stadtrat in den Swinemünder Magistrat gewählt. Dem Vorstand des SPD-Kreises Usedom-Wollin gehörte er als Kassierer an. Im Jahre 1928 übernahm er in Hamburg die Reichsfachgruppe Seeschifffahrt seines Verbandes, der sich inzwischen Gesamtverband der öffentlichen Betriebe des Personen- und Warenverkehrs nannte. Davidsen nahm für die Gewerkschaft nationale und internationale Aufgaben wahr. In der Hamburger SPD und im Reichsbanner, dem er ebenfalls beigetreten war, übte er keine Funktionen aus. Ende 1932 wurde Davidsen vorübergehend in der Berliner Gewerkschaftszentrale beschäftigt, kehrte aber Anfang 1933 nach Hamburg zurück.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Davidsen entlassen. Als Gewerkschaftssekretär wurde er vom Arbeitsamt nicht vermittelt. Er blieb arbeitslos. Im Juni 1933 begann er mit der illegalen Gewerkschafts- und SPD-Arbeit. Seine Aufgabe bestand darin, Druckschriften aller Art über Belgien nach Hamburg einzuführen. Er konnte bis Anfang 1934 seine Arbeit erfolgreich durchführen. Am 21. März 1934 wurde Davidsen verhaftet, weil er ein Paket des verbotenen "Neuen Vorwärts" angenommen hatte. Bei den anschließenden Misshandlungen wurden ihm acht Zähne ausgeschlagen. Unter dem Vorwurf der Vorbereitung zum Hochverrat wurde er vom Hanseatischen Oberlandesgericht am 24. November 1934 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Am 17. April 1936 wurde er freigelassen. Er blieb noch über ein Jahr arbeitslos, bis er als Angestellter bei einer Schiffsmaklerfirma Beschäftigung fand. Ab 1942 beaufsichtigte er Entladearbeiten im Hamburger Hafen. Während dieser Zeit setzte er seine illegale Arbeit unter den Hafenarbeitern fort. Wegen seiner politischen Strafe wurde er 1942 für wehrunwürdig erklärt. Als ihm im darauf folgenden Jahr nahe gelegt wurde, durch ein Gnadengesuch wehrwürdig zu werden, lehnte er ab. Als ihm nach dem Attentat auf Hitler eine erneute Verhaftung drohte, tauchte er unter.

Nach dem Ende der NS-Diktatur beteiligte sich Davidsen am demokratischen Aufbau. Er übernahm in Hamburg die Geschäftsführung im Gesamtverband der Verkehrs- und Gemeindearbeiter und wurde nach der offiziellen Gewerkschaftsgründung Bezirksleiter des Verbands für den Bezirk Nordwest, der die Region Schleswig- Holstein umfaßte. In der später gegründeten Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) übernahm er die Bezirksleitung. Als Adolph Kummernuss 1949 zum Bundesvorsitzenden der ÖTV gewählt wurde, trat Davidsen seine Nachfolge als Vorsitzender des Ortsausschusses des Deutschen Gewerkschaftsbundes an. Davidsen nahm erneut nationale und internationale Aufgaben wahr. Insbesondere bemühte er sich um die Säuberung der deutschen Seeschifffahrt von nationalsozialistischen Einflüssen. Nachdem Adolph Kummernuss 1949 an die ÖTV-Spitze getreten war, wurde Heinrich Davidsen sein Nachfolger als Bezirksleiter in Hamburg. Am 16. Mai 1949 wurde Davidsen zum Vorsitzender des DGB-Bezirks Hamburg gewählt. Im gleichen Jahr kandidierte er erfolgreich für die Hamburgische Bürgerschaft. Davidsen, der seit seiner Inhaftierung an einer fortschreitenden Herzerkrankung litt, musste 1953 seine Berufstätigkeit aufgegeben. Auch sein Amt im DGB und sein Bürgerschaftsmandat legte er nieder.
Literatur:
FuD, S. 50f; Verfolgung S. 89f
HM

Kommentare sind geschlossen.