Brauer, Max

Brauer, Max

* 03.09.1887 in Ottensen,
† 02.02.1973 in Hamburg

Glasbläser, Angestellter, Oberbürgermeister in Altona, Erster Bürgermeister in Hamburg 1946 – 1953 und 1957 – 1960

– SPD 1905 – 1933, Stadtverordneter in Altona, SPD ab 1946, MdBü, MdB

– Emigration in die Schweiz, nach China, Frankreich, USA 1933 – 1946

Leben und Werk

Max Brauer wurde am 3. September 1887 in der zwei Jahre später nach Altona eingemeindeten Industriestadt Ottensen als achtes von 13 Kindern einer Glasbläserfamilie geboren. Obwohl begabt, konnte das in Armut aufgewachsene Arbeiterkind nur die Volksschule besuchen. Mit 14 Jahren begann er eine Glasbläserlehre. Nach dem Ende der Ausbildung zog die Familie in die Nähe von Magdeburg. Hier trat er 1904 in die Gewerkschaft ein, in Vorpommern wurde er im darauf folgenden Jahr Mitglied der SPD. Noch vor seinem 18. Geburtstag gründete Max Brauer in Damgarten einen SPD-Ortsverein, und als begabter Redner trat er bald darauf als lokaler Streikführer hervor. Auf die "schwarze Liste" der Glasfabrikanten gesetzt, musste er sich mehrere Jahre als Bauund Fabrikarbeiter verdingen, bis er 1909 bei der Hamburger Genossenschaft "Produktion" eine Anstellung fand.
An seinen Heimatort zurückgekehrt, wurde Brauer 1911 in den Ottenser SPD-Vorstand gewählt. Sein Kriegsdienst endete nach einer Verwundung 1915, so dass er im darauf folgenden Jahr zur Verfügung stand, als er über die sozialdemokratische Liste in die Altonaer Stadtverordnetenversammlung nachrückte. 1916 heiratete er Erna Pehmöller; aus der Ehe gingen eine Tochter und zwei Söhne hervor, von denen einer früh verstarb.
Mit der Tätigkeit als Stadtverordneter begann Brauers politische Karriere. Die Revolutionsereignisse ließen ihn am 11. November 1918  zunächst kommissarisch  als Senator in den Magistrat aufrücken. Trotz des Wahlsieges der SPD blieb Oberbürgermeister Bernhard Schnackenburg im Amt. Sein Stellvertreter wurde der 31-jährige Max Brauer. Nach Schnackenburgs Tod wurde Max Brauer 1924 zum Oberbürgermeister gewählt.
Max Brauer zählte in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein, deren größte Stadt Altona war, zu den herausragenden Politikern. Von der ersten demokratischen Wahl 1921 bis 1933 gehörte er dem Provinziallandtag an. Er fungierte als stellvertretender Vorsitzender des Provinzialausschusses und war Mitglied des Provinzialrates.Als Vertreter der Provinz entsandte ihn die SPD in den Preußischen Staatsrat.
Nach der Machtübernahme bereiteten die Nationalsozialisten dem Oberbürgermeister erhebliche Schwierigkeiten. So wurde Brauer im Zusammenhang mit Subventionen für das Schillertheater Korruption vorgeworfen und seine Dienstwohnung auf Anordnung der Nationalsozialisten unter Polizeiaufsicht gestellt. Das Landgericht Altona entschied am 3. März 1933, dass der Vorwurf der Bestechung nicht mehr öffentlich behauptet werden durfte. Noch am gleichen Tag fand ein Treffen zwischen dem Oberbürgermeister und dem deutschnationalen Regierungspräsidenten von Schleswig-Holstein, Wallroth, statt. Während dieser Unterredung beantragte Brauer aufgrund der öffentlichen Anschuldigungen die Einleitung eines Dienststrafverfahrens und die vorübergehende Beurlaubung von den Amtsobliegenheiten. Der Regierungspräsident und andere Persönlichkeiten rieten Brauer dringend, Altona zu verlassen, da Repressalien gegen ihn zu erwarten seien. Am 4. März ließ sich Brauer sein Märzgehalt auszahlen. Am Tag der Reichstagswahl erschien die Polizei zu einer Hausdurchsuchung, als Brauer gerade wählen gegangen war. Noch am gleichen Tag flüchtete er aus der Stadt. Am Tag darauf wurde seine Dienstwohnung von der SA besetzt.
Max Brauer begab sich mit seiner Familie nach Oberhof in Thüringen. Noch einmal, vermutlich am 24.März 1933, kam Brauer zurück nach Hamburg. Seine engsten Freunde konnten ihn davon abhalten, sich den Vorwürfen zu stellen. Noch am gleichen Tag reiste Brauer mit seinem Schwager und dem Pass seines Parteifreundes Henry Everling nach München. Mit Everlings Pass überschritt er zusammen mit seinem Schwager, der den Ausweis zurückbrachte, bei Freilassing die Grenze nach Österreich. Nach vier Wochen reiste er in die Schweiz, wo er mit seiner Frau und seinen Kindern zusammentraf. Anschließend begab sich Familie Brauer ins Exil nach Paris. Im Dezember 1933 wurde auf Anweisung des NS-Oberbürgermeisters Emil Brix Brauers Wohnung geräumt. Zum Teil wurden Gegenstände auf dem Dachboden des Altonaer Rathauses gelagert, zum Teil unter Nationalsozialisten aufgeteilt. Das restliche Mobiliar wurde unter Außerachtlassung der gesetzlichen Vorschriften versteigert. Am 3. November 1934 wurde Brauer ausgebürgert. Im Auftrag des Völkerbundes arbeitete Brauer fast ein Jahr in China, bevor der inzwischen Staatenlose Ende November nach Frankreich zurückkehrte. Die materielle Unsicherheit und die drohende Auslieferung an Deutschland wegen der Korruptionsvorwürfe machten Brauer das Leben im Exil schwer. Dort wurde er Ende 1935 für mehrere Tage inhaftiert. Eine Abschiebung konnte vorerst verhindert werden. Endlich gelang es ihm, in die USA überzusiedeln, wo er im März 1936 eintraf.
In New York gehörte er zum Führungskreis der German Labor Delegation (GLD), einem Sonderausschuss der mächtigen American Federation of Labor (AFL). Der GLD stand Brauer zeitweise vor, auch gehörte er zu den Gründern der Association of Free Germans (AFG).
Nach Kriegsende reiste Max Brauer, der 1943 die amerikanische Staatsangehörigkeit angenommen hatte, im Auftrag der AFL nach Deutschland und besuchte Hamburg. Am 14. Juli 1946 wurde er auf dem Landesparteitag der SPD und vier Wochen später auf einer Großkundgebung der Partei in "Planten un Blomen" als Hoffnungsträger stürmisch begrüßt. Mit breiter innerparteilicher Unterstützung wurde Max Brauer nach den gewonnenen Bürgerschaftswahlen vom 13. Oktober 1946 für das Bürgermeisteramt vorgeschlagen. Für die Amtsübernahme am 22. November 1946 musste er zuvor die Wiedereinbürgerung beantragen. Durch seine Erfahrung in der Kommunalpolitik, verbunden mit einem pragmatischen wie autokratischen Regierungsstil, gelang es ihm, in der Zeit der Versorgungskrisen den Wiederaufbau Hamburgs als treibende Kraft zu gestalten.
Obwohl die SPD bei der Bürgerschaftswahl 1953 ihren Stimmenanteil ausbauen konnte, gelang es den zum Wahlblock zusammengeschlossenen bürgerlichen Parteien, Brauer abzulösen. Von 1957 bis 1960 übernahm er noch einmal das Bürgermeisteramt.
1961 kandidierte Brauer erfolgreich für den Bundestag, allerdings ohne auf die Bundespolitik nachhaltigen Einfluss nehmen zu können. Nachdem er bei der erneuten Nominierung dem Gegenkandidaten Hans Apel unterlegen war, schied er 1965 endgültig aus der Politik aus. Für seine Verdienste wurden Max Brauer zahlreiche Ehrungen zuteil. Er wurde 1960 zum Ehrenbürger ernannt, 1965 wurde ihm die Bürgermeister-Stolten-Medaille und 1967 die Hamburgische Ehrendenkmünze in Gold verliehen. Die Universität Hamburg ernannte ihn zum Ehrensenator und verlieh ihm 1960 die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftsund Sozialwissenschaftlichen Fakultät. In Hamburg erinnern zahlreiche Namensgebungen an das Wirken des Politikers: die Max-Brauer-Stiftung für Begabtenförderung der Hamburger Hochbahn mit der Vergabe des Max-Brauer-Preises, die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. mit dem seit 1993 verliehenen "Hamburger Max Brauer Preis” für besondere Verdienste um das kulturelle, wissenschaftliche oder geistige Leben der Stadt, die 1975 benannte Max-Brauer-Allee in Altona, die Max-BrauerSchule, das HADAG-Schiff Max Brauer, die Alten-  und Pflegeeinrichtung Max-Brauer-Heim und das Max-Brauer-Haus, Sitz des SPD-Kreises Altona, in der Nähe des Altonaer Rathauses.
Literatur:Ernst Pappermann: Max Julius Friedrich Brauer (1887-1973), in: Kurt G. A. Jeserich/Helmut Neuhaus (Hg.), Persönlichkeiten der Verwaltung. Biographien zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1648-1945, Stuttgart 1991, S. 433-437; Erich Lüth: Max Brauer,. Glasbläser – Bürgermeister – Staatsmann, Hamburg 1972; Christa Fladhammer / Michael Wildt (Hg.): Max Brauer im Exil. Briefe und Reden aus den Jahren 19331946, Hamburg 1994; Arnold Sywottek: Max Brauer: Oberbürgermeister – Exilant – Erster Bürgermeister, in: Hamburg nach dem Ende des Dritten Reiches. Politischer Neuaufbau 1945/46 bis 1949, Hamburg 2000, S. 137-164; Axel Schildt: Max Brauer, Hamburg 2002; FuD, S. 35ff; HB, Bd. 2, S. 63ff; Verfolgung S. 12f
HM

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