Brandes, Gerhard* 14.09.1902 in Leipzig, Rechtsanwaltsgehilfe, Gewerkschaftssekretär, Steuerberater, Senator, Geschäftsführer der Hamburger Wasserwerke |
– SAJ, SPD 1921 – 1933,Ortsvorstandsmitglied, SPD ab 1945,MdBü,Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion – insgesamt 11 Wochen 3 Tage Schutzhaft Königsberg 1933 und 1936, 2 Wochen Schutzhaft Königsberg 1944 (Gewitteraktion) |
Leben und Werk
Nach dem Besuch der Volksschule begann Gerhard Brandes eine Lehre als Anwaltsgehilfe. Frühzeitig trat er in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) ein, 1920 wurde er Mitglied der SPD. 1921 nahm er eine Tätigkeit als SAJ-Sekretär in Leipzig auf. Zwei Jahre später wechselte Brandes als leitender Gewerkschaftssekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) nach Greiz in Thüringen. Ehefrau Charlotte gehörte ebenfalls der SPD an und wurde zur Stadtverordneten gewählt. 1931 ging Gerhard Brandes als ADGB-Sekretär nach Königsberg. Neben seiner gewerkschaftlichen Arbeit engagierte er sich in der SPD.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Gerhard Brandes unter dem Verdacht der illegalen Parteiarbeit am 1. Juli 1933 verhaftet und im Polizeigefängnis Königsberg gefangen gehalten. Ende September wurde er aus der Schutzhaft entlassen. Nach seiner Freilassung musste er sich regelmäßig bei der Polizei melden und jede Reise außerhalb Königsbergs anmelden. Es gelang ihm, sich als "Helfer in Steuersachen" eine berufliche Existenz aufzubauen. Anlässlich des Hitlers-Besuchs 1936 wurde er erneut für drei Tage inhaftiert. Nach dem Hitler-Attentat wurde nicht nur Gerhard Brandes zusammen mit anderen früheren Gewerkschaftssekretären am 22. August 1944 verhaftet, sondern auch seine Ehefrau. Beide verbrachten den schweren Bombenangriff auf Königsberg am 30.August 1944 in einer Zelle des Polizeipräsidiums, ohne dass Schutzvorkehrungen für die Inhaftierten getroffen wurden.
Charlotte Brandes wurde am 1. September aus der Haft entlassen, ihr Mann vier Tage später. Die Wohnung und die Geschäftsräume der Familie waren beim Bombenangriff zerstört worden. 1945 kam Gerhard Brandes nach Hamburg und machte sich als Steuerberater selbstständig. Er engagierte sich beim demokratischen Aufbau und wurde 1946 in die Bürgerschaft gewählt, der er bis 1974 angehörte. 1957 übernahm er in der SPD-Bürgerschaftsfraktion den Vorsitz, ein Jahr später wurde er Geschäftsführer der Hamburger Wasserwerke. Beide Funktionen übte er bis zu seiner Wahl zum Finanzsenator 1965 aus. Als er 1970 aus dem Senat ausschied, führte er für weitere zwei Jahre die Fraktion. Der Bürgerschaft gehörte er bis 1974 an. In seiner Zeit als Finanzsenator wurden für die Stadt weit reichende Entscheidungen getroffen, dazu gehörten der Ausbau des Messewesens, die Planung des Congress-Centrums, das Bäderprogramm der Wasserwerke und die Einführung der Allgemeinen-Daten-Verarbeitung (ADV). Für seine Verdienste wurde Brandes mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille geehrt.
Literatur:
FuD, S. 33f; Verfolgung S. 20ff
MM