Börth, Friedrich (Fiete)

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Börth, Friedrich (Fiete)

* 29.08.1914 in Hamburg,
† 04.05.1988

kaufm. Angestellter, Parteisekretär

– SAJ 1929, Distriktsführer, SPD 1933, ab 1947,
Leiter der Organisationsabteilung beim Landesvorstand,
Sekretär des Bezirks Hamburg-Nordwest

– 10 Jahre 4 Monate Schutzhaft, Untersuchungshaft, Gefängnis, Zuchthaus KZ Fuhlsbüttel, Hamburg, Bremen-Oslebshausen und Sachsenhausen 1935
– 1945 wg.Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Hencke und Genossen)

Leben und Werk

Friedrich Börth wohnte mit seiner Mutter und Schwester Elsbeth in Eimsbüttel, Osterstraße 89. Der Vater kam im Ersten Weltkrieg ums Leben. Friedrich Börth besuchte die Oberrealschule in Eimsbüttel. Mit Erreichung der Obersekundarreife verließ er Ostern 1932 die Schule und begann am 15.März 1932 eine Lehre bei der Anwaltsfirma Dres. Cohen und Heinichen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war die jüdische Anwaltskanzlei gezwungen, die Praxis zu verkleinern. Friedrich Börth wechselte deshalb zur Imund Exportfirma Hoffmann & Wedekind. Friedrich Börth wurde Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und war zuletzt Distriktsleiter in Eimsbüttel. Noch Anfang 1933 trat er in die SPD ein.
Nach der Machtübernahme beteiligte er sich an der illegalen Arbeit der SAJ unter Führung von Julius Willemsen, wobei die Eimsbüttler Gruppe einen Schwerpunkt der Organisation bildete. Friedrich Börth gehörte auch der Leitung der illegalen SAJ in Hamburg an. Am 26. Januar 1935 wurde er von der Gestapo verhaftet. Mit dem Tag der Verhaftung erfolgte seine Entlassung aus dem Lehrbetrieb. Obwohl Friedrich Börth vor der Beendigung seiner Ausbildung ausscheiden musste, bescheinigte Hoffmann & Wedekind ihm den Abschluss seiner Lehrzeit mit einem Zeugnis. "… ein unter den Verhältnissen der Nazizeit beachtliches Schriftstück", befand Friedrich Börth.
Bis August 1935 saß Friedrich Börth als Schutzhäftling im Konzentrationslager Fuhlsbüttel. Anschließend war er bis zu seiner Verurteilung durch das Hanseatische Oberlandesgericht in Untersuchungshaft. Am 5. November 1935 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Anklageschrift wurde Friedrich Börth zur Last gelegt, dass er im Sommer 1933 mit anderen SAJ-Mitgliedern begonnen habe, die früheren Wanderfahrten wieder aufzunehmen. Dem Angeklagten wurde außerdem vorgeworfen, sich an der Vervielfältigung und Verteilung der Druckschriften "Prager Programm", "Sozialdemokratie und Trotzkismus" und "Vorwärts und nicht vergessen" beteiligt sowie im Vorfeld der Volksabstimmung am 19. August 1934 rote Klebezettel mit der Aufschrift "Nein!" an die Häuserwände angebracht zu haben. Auch soll er für inhaftierte Freunde und deren Angehörige Geld gesammelt haben.
Die Gruppe um Friedrich Börth vervielfältigte Schriften in einer Auflage von etwa 150 Exemplaren. Im November 1934 beschlossen die Eimsbüttler SAJler auf Vorschlag von Julius Willemsen und Friedrich Börth unter dem Titel "Vorwärts und nicht vergessen" eine eigene Broschüre herauszugeben. Wenig später erfolgten die ersten Verhaftungen.
Seine Zuchthausstrafe verbüßte Friedrich Börth in Bremen-Oslebshausen. Nach Beendigung der Haftstrafe wurde er nicht entlassen, sondern Anfang Februar 1938 in das KZ Sachsenhausen überführt. Hier war er über sieben Jahre in der kaufmännischen Abteilung der SS-Bauleitung tätig, seit 1941 als Vorarbeiter dieser Abteilung mit zirka 20 Häftlingen. Friedrich Börth wurde bis Ende April 1945 in Sachsenhausen festgehalten. Nach über zehn Jahren politischer Haft erfolgte auf dem Evakuierungsmarsch am 3. Mai 1945 in der Nähe von Parchim die Befreiung durch alliierte Kräfte. Der körperlich Geschwächte wurde von den Besatzungstruppen nach Neuhaus/Elbe, Kreis Hagenow-Land, in Mecklenburg gebracht und war dort seit Herbst 1945 für ein Jahr im Bürgermeisteramt beschäftigt.
Am 17. Januar 1947 kehrte Friedrich Börth zurück nach Hamburg. Kurzfristig war er beim Jugendherbergsverband und bei der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) tätig, bevor er am 1. Juni 1947 eine Beschäftigung als Parteisekretär der SPD-Landesorganisation Hamburg aufnahm. Anschließend wechselte er als Kreissekretär in den 1950 im Zuge der Organisationsreform neu gebildeten SPD-Kreis Hamburg-Nord. Schließlich führte er die Parteigeschäfte des SPD Bezirks Hamburg-Nordwest mit Sitz in Stade.
Literatur:
FuD, S. 31f
HM

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