Bär, Curt


Bär, Curt

* 1.2.1901 in Hamburg,
† 1981

Lehrer, selbstständiger Kaufmann

- SPD 1921 – 1927, dann ISK, SPD ab 1945, Distriktsvorsitzender

- 3 Monate KZ Wittmoor 1933, 4 Jahre KZ Untersuchungshaft,
Zuchthaus Fuhlsbüttel und Bremen-Oslebshausen 1936

– 1940 wg.Vorbereitung zum Hochverrat (Prozess Prawitt und Bär)

- Verlust des Arbeitsplatzes

Leben und Werk

Curt Bär wurde als Sohn eines Kapitäns geboren und verlebte seine Kindheit in Hamburg Harvestehude. Nach dem Abitur studierte er Mathematik und Physik an der Universität Hamburg. Während eines mehrsemestrigen Aufenthalts in Göttingen schloss er sich dem von dem Philosophieprofessor Leonard Nelson geleiteten Internationalen Jugendbund (IJB) an. Seit 1926 war Bär, der auch Veranstaltungen der Sozialistischen Arbeiterjugend besuchte, als Studienassessor an einer Oberschule in Hamburg tätig. In seiner Freizeit engagierte er sich für den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK), der Nachfolgeorganisation des IJB, deren politisch-philosophische Schriften er am Bahnhof von Bergedorf verteilte. Die sozialdemokratisch geführte Oberschulbehörde sah darin einen Verstoß gegen die für Lehrer geltende Standesehre und erteilte Bär 1931 einen dienstlichen Verweis, was mit der Versetzung an eine Volksschule einherging. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden bei Curt Bär und seiner ebenfalls für den ISK aktiven Frau zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt. Obwohl Bär seine umfangreiche Bibliothek durchgesehen und politisch belastende Titel beiseite geschafft hatte, wurden die neuen Machthaber fündig. Sie verwüsteten die Wohnung und beschlagnahmten etliche Bücher, darunter nicht bloß Texte von Karl Marx, Leo Trotzki oder August Bebel, sondern auch mathematisch-naturwissenschaftliche Lehrwerke. Hinzu kamen Druckplatten, drei Packen Durchschlagpapier, Stempel und ein Karton mit Briefumschlägen. Im Juni 1933 wurde Bär aus dem Staatsdienst ohne Ruhegehalt entlassen. Von August bis Oktober desselben Jahres saß er in den Konzentrationslagern Fuhlsbüttel und Wittmoor in Schutzhaft. Ab 1934 versuchte Bär, sich als selbstständiger Kaufmann durchzuschlagen. Er hatte ein Ladengeschäft erworben und betrieb eine Seifenhandlung namens "Wasch-Bär". Lange gehörte Bär zu den führenden Kräften der illegalen ISK-Arbeit, dann wurde er am 5. Juni 1936 von der Geheimen Staatspolizei verhaftet, über Monate ohne richterlichen Beschluss festgehalten und schließlich von dem Volksgerichtshof in Berlin wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Der am 7. Dezember 1937 ergangene Richterspruch entzog Bär zugleich die bürgerlichen Ehrenrechte und verpflichtete den Verurteilten, die Kosten des Verfahrens zu tragen. Der in dem Stadtteil Barmbek gelegene Seifenladen litt unter der Abwesenheit des Geschäftsführers sowie unter dem Bestreben mehrerer Nationalsozialisten, die Kundschaft abzutreiben, und ging einige Jahre später ein. Immerhin wurde die Untersuchungshaftzeit auf die verhängte Freiheitsstrafe angerechnet. Bis zum 7. Juni 1940 im Zuchthaus Oslebshausen nahe Bremen eingesperrt, hielt sich der für wehrunwürdig erklärte Bär nach seiner Haftentlassung mit politischen Aktionen zurück. Doch er blieb ein dezidierter Gegner des NS-Regimes, zumal seine einst für die KPD aktive Schwester an den Folgen der Gewaltherrschaft starb. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Curt Bär seine Tätigkeit als Studienrat fort und betätigte sich in der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. In Neuallermöhe-West wurde der Curt-Bär-Weg nach ihm benannt. Literatur:
Bär, Curt: Von Göttingen über Osleb nach Godesberg. Politische Erinnerungen eines Hamburger Pädagogen 1919-1945. 2., erg. Aufl. Hamburg 1981; FuD, S. 25f; HB, Bd. 3, S. 27
MW

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