Adams, Kurt* 15.12.1889 in Hamburg, Pädagoge, Leiter der Hamburger Volkshochschule, Politiker |
– SPD ca. 1910 bis 1933, Mitglied der Reichsleitung Kinderfreunde, MdBü, – mehrere Wochen KZ Buchenwald 1944 (Gewitteraktion) – Verlust des Arbeitsplatzes, an mangelnder Behandlung gestorben |
Leben und Werk
Kurt Adams wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er besuchte die Realschule "Vor dem Lübeckertor" und legte 1908 die Reifeprüfung an der Oberrealschule "Auf der Uhlenhorst" ab. Adams studierte Deutsch, Französisch und Geschichte in Göttingen, Freiburg/Breisgau, Berlin und Greifswald. 1912 promovierte er zum Dr. phil. Im darauf folgenden Jahr trat er in den Hamburger Schuldienst ein. Er engagierte sich als Reformpädagoge und avancierte innerhalb der Hamburger SPD zu einem der führenden Schulexperten. Adams, der bereits während des Studiums in die SPD eingetreten war, gehörte von 1924 bis 1933 der Hamburgischen Bürgerschaft an. Mehrmals stand er bei den Reichstagswahlen auf einem der hinteren Listenplätze.
Adams leitete in Hamburg die Kinderfreundebewegung und gehörte zeitweilig der Reichsleitung der Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde an. Über Jahre hinweg stand er in Hamburg der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer vor. Im Oktober 1929 übernahm Adams als Nachfolger von Rudolf Roß die Leitung der Hamburger Volkshochschule.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten drohte Adams auf der Grundlage des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" die Entlassung. Obwohl er dem Rat der Parteiführung folgte und seinen Parteiaustritt erklärte,wurde er am 23. Juni 1933 entlassen. Dem Verlangen des NS-Gauleiters Karl Kaufmann, für eine Wiedereinstellung seine politische Überzeugung öffentlich zu widerrufen, beugte er sich nicht. Wie vielen anderen Sozialdemokraten wurde vermutlich auch Adams durch das Arbeitsamt die Aufnahme einer seiner Qualifikation entsprechenden Tätigkeit verwehrt.
Nach Auskunft von Willy Heydorn sollte er Annoncen für eine Kinozeitung einwerben. Heydorn vermittelte ihm statt dessen 1933 ein Kaffeeversandgeschäft an der Holzbrücke beim Nicolai-Fleet, so konnte er sein Ruhegehalt aufbessern, Zu seinen Kunden zählten politisch Gleichgesinnte, mit denen er auf diese Weise unauffällig in Kontakt treten konnte. Das kleine Kaffeekontor wurde bald zur Anlaufstelle von Mitgliedern des sozialdemokratischen und kommunistischen Widerstands.Von hier wurden illegale Schriften verbreitet, die Adams zum Teil auf seinen Auslieferungsfahrten mit dem Fahrrad selbst verteilte. Er gab Informationen weiter und half anderen, wie etwa dem früheren kommunistischen Bürgerschaftsabgeordneten Hermann Hoefer. Durch dessen Vermittlung erhielt Adams später eine Anstellung als kaufmännischer Angestellter im Internat Marienau.
Im Frühjahr 1944 musste sich Adams einer schweren Operation unterziehen. Im Sommer 1944 trat er eine Erholungsreise zu Verwandten in Thüringen an. Als nach dem Hitler-Attentat zahlreiche frühere Funktionäre der SPD verhaftet wurden, stand auch Adams auf der Fahndungsliste. Am 24. August 1944 wurde er in Greiz verhaftet und nach Gera gebracht. Vier Tage später wurde er in das zu diesem Zeitpunkt mit 84.000 Häftlingen völlig überfüllte KZ Buchenwald überführt. Bei seiner Einlieferung wurde er von anderen Häftlingen erkannt, die sich sofort um ihn bemühten. Dort wurde er in das Kleine Lager eingewiesen, in dem im Vergleich zum Stammlager die Unterbringung, die Verpflegung und die hygienischen Bedingungen noch katastrophaler waren. Mithäftlinge berichteten, Kurt Adams habe die Strapazen der Arbeit und Unterernährung bei Kälte und dürftigster Bekleidung nicht verkraften können. Unter den unmenschlichen Haftbedingungen erkrankte er offenbar an einer leichten Lungenentzündung. Am 15. September 1944 gelang es der illegalen Lagerorganisation, den fiebernden Adams in den Häftlingskrankenbau einzuliefern. Nach einer medikamentösen Behandlung wurde er mit nicht ausgeheilter Lungenentzündung aus dem Krankenhausbau entlassen (Schreiben des Standortarztes Waffen-SS v. 10.11.44). Die Familie erhielt von ihm zwei Briefe aus der Haft. In dem letzten Schreiben vom 26. September 1944 berichtete Adams von seiner Besserung. Bereits am 5. Oktober jedoch wurde er bewusstlos und starb am 7. Oktober 1944 an einer Hirnhautentzündung. Der Geschwächte hatte die unmenschlichen Bedingungen im KZ – insbesonders des kleinen Lagers – nicht überstanden.
In Hamburg-Lohbrügge wurde 1967 der Kurt- Adams-Platz nach dem Sozialdemokraten benannt. In der DDR wurde eine Briefmarke mit seinem Kopfbild herausgegeben.
Literatur:
Otto Ludwigs Theorie des Dramas: Mit einem Anhang einer kritischen Würdigung, Dissertation, Greifswald 1912; Jörg Bohn:Dr. Kurt Adams – Lehrer und Bürgerschaftsabgeordneter in Hamburg, Hamburg 1982; John Hopp: Kurt Adams. ‚ Hiermit fängt unser Ende an’, in: Ursel Hochmuth / Hans-Peter de Lorent (Hrsg.): Hamburg. Schule unterm Hakenkreuz, Hamburg 1985, S. 152-158; Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945, Hrg. Gedenkstätte Buchenwald, sowie die ständige historische Ausstellung im KZ Buchenwald; Wegweiser zu den Stätten von Verfolgung und sozialdemokratischen Widerstand in Hamburg. Teil I, Die innere Stadt; FuD, S. 23; HB, Bd. 2, S. 18ff
HM